Braucht Österreich einen Obama?

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Der heurige Wahlkampf muss total anders sein als alle seine Vorgänger. So viel ist klar. Und das Wahlergebnis sowieso, die neue Regierung ein Unikat. No na. So sieht es in unseren Herzen aus. Wie aber auf den Kommentarseiten? Da wird uns gleich alle Lust auf Neues wieder geraubt.

Comeback von Heide Schmidt und Hans-Peter Haselsteiner? Das Liberale Forum ("oligarchischer Sozialismus") "braucht kein Mensch" (Die Presse). Vielleicht den kecken Fritz aus Tirol? "Groß nur im Reden" (Weisheit der Nicht-Tiroler). Karlheinz Hackl und sein Kulturprogramm? "Hoffnungsloser Träumer" (die Realos aller Parteien). "Rettet Österreich" und "Die Christen" ernten ähnliche Bewertungen wie "Die Linken" und die KPÖ: naive Realitätsverweigerer! Nicht besser kommen "Die Weißen" (Ärzte-Liste) und die "Schwarz-gelbe Allianz" der Monarchisten weg. Mit einem Wort: Die Neuen sind zu nichts zu gebrauchen!

Also die Altparteien? Bitte, wer kommt denn auf eine solche Idee? Nie wieder Große Koalition! Auch die bisherige politische Lieblingsliaison der Österreicher ist längst im Out gelandet. Und die Grünen schlafen und die Blauen wetteifern mit Orange um Unappetitlichkeitspreise. Also am Wahltag daheim bleiben?

Wer so denkt, lädt dazu ein, eine jüngst aufgetauchte neue Variante einer Wahlrechtsreform ernsthaft zu prüfen: Die Zahl der Nichtwähler sollte der Partei mit relativer Mehrheit zugeschlagen werden. Das könnte demokratiepolitisch ein bisserl argumentiert werden (wenn man Wahlenthaltung als Gleichgültigkeit deutet), würde spielend eine regierungsfähige Mandatsmehrheit ergeben und nicht zuletzt vielleicht doch mehr Appetit aufs Wählengehen machen.

Oder täte auch Österreich ein (oder eine) Barack Obama gut? Auch dagegen gibt es natürlich Einwände, verkörpert der smarte politische Herzensbrecher doch "perfekt die Entpolitisierung der Politik" (Wiener Zeitung).

Wahr ist freilich auch: Es gibt Zeiten, in denen es wichtiger ist, mit einer (erfüllbaren!) Vision Vertrauen und Hoffnung zu schaffen, statt politisches Wechselgeld unter die Wähler zu werfen. Obama verführt nicht, wie es viele Demagogen tun, zu Ausgrenzung, Hass und Angst, er verspricht nicht himmlisches Manna für alle - er wirbt um Vertrauen nicht nur für sich, sondern für Politik überhaupt. Das hat bei uns schon lange niemand mehr getan.

h.feichtlbauer@chello.at

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