Obamas Vision: US-Ära geht zu Ende

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Wenn es in der Natur sprießt, feiern Christen die Auferstehung des Herrn. Heuer hat die Politik mitgehalten: Neustart in und mit Amerika! Barack Obama hat den Gipfel der Wirtschaftsmächte ebenso wie den 60. Geburtstag der NATO dominiert: aus der zweiten Reihe, in die er sich beim ersten Gruppenfoto stellte. Der US-Präsident trat nicht als Cowboy mit Pistolenhalfter auf, sondern als einer, der zuhörte, der deutsch-französischen Achse Zugeständnisse machte, der Russland und Iran die Hand reichte und der islamischen Zivilisation Frieden anbot.

Seine Weltvision verschlug Zynikern und "Realisten" den Atem: der Planet Erde als atomwaffenfreie Zone, Verdreifachung des Kapitals des Internationalen Währungsfonds, großteils zugunsten ärmerer Staaten, mehr US-Gelder für UNO und Entwicklungshilfe, ein neues Konzept für die NATO und verstärkte Militärpräsenz in Afghanistan, um die Chancen einer politischen Lösung wie im Irak zu verbessern. Und das alles ohne Preisgabe seiner sonstigen ehrgeizigen Ziele, von neuer Umwelt-, Klima- und Energiepolitik bis zur Krankenversicherung für alle Amerikaner!

Ein entsetzter österreichischer Journalist gründete einen Online-Dienst gegen immer noch "zu viel Staat und zu wenig Markt". Ein anderer spottete über den Ruf nach neuem Vertrauen: "Misstrauen ist besser." Manche Mediendozenten nehmen ihre prinzipielle Verpflichtung zum Widerspruch eben sehr ernst. Aber irgendwie liegen sie in den Tagen, da Natur und Religion nach Mut zu visionärer Hoffnung rufen, ein wenig schief.

Barack Obama ist kein naiver Träumer, der an die Verwandlung der Welt durch Talkshows glaubt. Aber er hat als einer der ersten Führer der USA erkannt, dass deren Rolle als einzige Weltsupermacht zu Ende geht und dass der Westen seinen Lebensstil ändern muss, um der Weltgemeinschaft eine Katastrophe zu ersparen. Das ist eine Sisyphosarbeit für Generationen.

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