Tolerante Bürger statt Gotteskrieger

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An manchen Schulen in Österreich stellen heute schon die vom Religionsunterricht abgemeldeten Schüler die zweitgrößte "Bekennergruppe“. Islamische Kinder fallen dabei statistisch nicht ins Gewicht, weil für solche eine Abmeldung unvorstellbar ist. Aber es gibt vereinzelt auch schon Eltern, die nach einer Möglichkeit suchen, ihre Kinder von einem Unterricht fernzuhalten, in dem fundamentalistische Imame die Lehre verbreiten, jeder Muslim habe ein "Krieger Allahs“ zu sein.

"Deshalb wäre ein alle verpflichtender Ethikunterricht so wichtig“, hieß es dazu dieser Tage in einer Diskussionsgruppe der politischen Reformbewegung "Nova EUropa“. Das hat etwas für sich. Warum sollen nicht alle Schüler in einem überkonfessionell angelegten Fach Grundsätze für ein funktionierendes Zusammenleben religiös und kulturell unterschiedlich geprägter Staatsbürgerinnen und Staatsbürger erfahren?

Aber brauchen eine solche Einführung in eine solidarisch gelebte Demokratie, in weltweit geltende Menschenrechte, Gleichberechtigung und richtig verstandene Toleranz nicht zuletzt auch jene, die überhaupt keinen religiösen Hintergrund haben? Beklagen wir nicht das Auswuchern von Ichsucht und brutaler Egozentrik in allen Lebensbereichen? Erkennen wir nicht immer deutlicher, dass die eigentliche Erbsünde der Menschheit im Verlust mitmenschlicher Verantwortung besteht?

Die Frage ist, ob ein Ethikunterricht dafür ausreicht, in dem noch so um Objektivität bemühte (christliche) Religionslehrer allgemein gültige Regeln für ein menschenwürdiges Miteinander verbreiten. Sind alle Religionspädagogen befähigt und bereit, junge Generationen zu aktiven Mitgestaltern einer pluralistischen Demokratie heranzubilden? Was leistet das Fach Politische Bildung außer Institutionenlehre? Vielleicht sollte man in eine umfassende Bildungsdebatte auch solche Fragen ernsthaft einbeziehen.

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