Wie Ethik unterrichten? - © iStock/Rawpixel

Ethikunterricht soll kommen. Aber wie?

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Herausforderungen fürs neue Schulfach Ethik aus religionswissenschaftlicher Perspektive. Ein Gastkommentar.

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Herausforderungen fürs neue Schulfach Ethik aus religionswissenschaftlicher Perspektive. Ein Gastkommentar.

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Die geplante Einführung des Ethikunterrichts an den AHS im Schuljahr 2020/21 (und in Folge für die BHMS im Jahr 2021/22) stellt eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten dar. Zunächst muss der Lehrplan für die AHS finalisiert werden. Parallel dazu müssen bereits Schulbuchverlage auf der Basis des noch in Diskussion befindlichen Lehrplans Entwürfe von neuen Ethik-Lehrbüchern innerhalb weniger Monate vorlegen, da sonst eine Approbation kaum zu realisieren ist. Zudem müssen verschiedene dieses Unterrichtsfach betreffende Gesetze wie z. B. das Schulorganisationsgesetz oder das Schulunterrichtsgesetz geändert werden, was angesichts der gegenwärtigen politischen Situation wieder fraglich geworden ist. So meldete sich am 20. Mai in einer Aussendung etwa Eytan Reif, einer der Initiatoren des Volksbegehrens „Ethik für ­ALLE“, zu Wort und brachte zum Ausdruck, dass mit dem Regierungsumbruch nun alle bisherigen Pläne bezüglich des seines Erachtens „diskriminierenden“ Ethikunterrichts wieder obsolet seien.
Sollte die Einführung des Ethikunterrichts jedoch weiterverfolgt werden, was nach den jahrzehntelangen Diskussionen dringend notwendig und sehr zu begrüßen wäre, müssen in jedem Fall Hunderte von Lehrpersonen im Schnellverfahren ausgebildet werden, denn bisher gibt es lediglich an 124 Schulstandorten den Schulversuch Ethik. Ein Rahmencurriculum für einen Hochschullehrgang Ethik liegt bereits vor, mittelfristig werden jedoch auch eigene Master-Lehramtsstudiengänge aufgebaut werden müssen. Schließlich sind auch zahlreiche Fragen im Blick auf die konkrete Organisation in den Schulen zu klären, denn auf jeden Fall sollte vermieden werden, dass der Ethikunterricht gegenüber den verschiedenen Formen des Religionsunterrichts privilegiert oder benachteiligt wird.

Auch Religion(en) als Thema von Ethik

Auch im Blick auf die Inhalte des Unterrichtsfaches gibt es noch viele offene Fragen. So wird sich das Unterrichtsfach nicht nur mit ethischen und praktisch-philosophischen Fragen, sondern auch mit Religionen und religiösen Themen befassen müssen. Hier ist es wünschenswert, die Behandlung jedoch nicht nur auf die sogenannten „Weltreligionen“ oder die in Österreich gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften zu beschränken, sondern die gesamte Vielfalt und Diversität der religiösen (und weltanschaulichen) Gruppen in Österreich – soweit dies möglich ist – miteinzubeziehen. Das bedeutet, dass auch jene Religionen bzw. religiöse Gruppierungen behandelt werden sollten, die (bislang) nur als Bekenntnisgemeinschaften eingetragen oder als Vereine organisiert sind. Außerdem sollte auch auf die Diversität innerhalb der jeweiligen Religionsgemeinschaften hingewiesen werden, denn Muslim ist nicht gleich Muslim, und sowohl im Judentum als auch im Buddhismus gibt es unterschiedliche Strömungen.

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