6882075-1979_13_09.jpg
Digital In Arbeit

Kein Fach wie jedes andere

Werbung
Werbung
Werbung

Die Behauptung, Religion sei ein Lernfach wie etwa Geographie oder Geschichte und daraus folgend sei es gerechtfertigt, die „religiöse Leistung“ eines Schülers zu benoten, möchte ich in diesem Artikel kritisieren.

1. sollte Religion mehr sein als eine programmierte Gebotsliste. Unterrichtet oder gelehrt kann nur Kirchengeschichte werden, die jedoch den kleineren Teil des Lehrplanes füllen sollte und wohl auch füllt. Versucht ein Professor, die Schüler Religion als Lebenseinstellung zu lehren, so wird er nur zu leicht vom Lehrer zum Leerer.

2. ist das Unterrichtsfach Religion durch die Beifügung „katholisch“ (wahlweise auch evangelisch oder anderes) in eine Richtung bestimmt, was eigentlich direkte Manipulation bedeutet. Dem Schüler wird also die Möglichkeit der Wahl vorenthalten! Ist es also gerechtfertigt, Religion wie jedes andere beliebige Fach zu unterrichten?

Es existiert wohl die Alternative der Abmeldung. Diese kann jedoch praktisch nicht immer benutzt werden, sei es durch den Druck der Eltern oder Erziehungsberechtigten oder aus Angst, die Professoren könnten einem aufsitzen.

Das ist eher eine Pseudolösung, die Professoren dazu verhilft, unbequeme Schüler los zu werden. (Schüler, die es wagen, religiöse Fakten zu bezweifeln, sind leider in den Augen einiger Religionslehrer unbequem.)

Die Lösung müßte also durch und im Unterricht selbst gesucht werden, was erfreulicherweise geschieht.

Meine Grundforderungen lauten also:

• Religionsunterricht als religiöse Information;

• Verzicht auf Prüfungen und Noten;

• Kein indirekter Zwang zur Beteiligung.

ERICH HUBER

Aus der Schülerzeitung „Tandem“ (Ried im Innkreis).

*

Wie wir alle wissen, besteht für die Schüler die Möglichkeit, sich zu Beginn des Schuljahres vom Religionsunterricht abzumelden. Es ist bedenklich, wie viele Schüler jährlich von diesem Recht Gebrauch machen.

In den letzten Jahren scheinen die Kirchenaustritte in Österreich sehr in Mode gekommen zu sein. Viele Erwachsene meinen, daß ihnen der Glaube an Gott nichts bedeutet. Daß sich eine solche Entwickjung auch auf die Schule auswirkt, darf nicht wundern. Die Hauptursachen für die vielen Abmeldungen vom Religionsunterricht liegen aber wo anders: wer den Religionsunterricht nicht besucht, hat jede Woche um zwei freie Stunden mehr, noch dazu, weil Religion oft in Randstunden unterrichtet werden muß.

Vielfach wird diesem Unterrichtsgegenstand nicht das nötige Interesse entgegengebracht, was sehr oft die Schuld der Eltern ist, denn die Erziehung spielt eine große Rolle. Andererseits meint man, der Religionsunterricht werde zu „trocken“ gestaltet. Dazu ist zu sagen, daß die Schüler selbst Ideen in die Tat umsetzen, oder zumindest dem Professor sagen können, der Religionsunterricht sollte anders gestaltet werden.

Von unserer Schule kann ich behaupten, daß der Religionsunterricht sicherlich interessant abgehalten wird. Das nötige Maß an Wissen über unseren Glauben, über die verschiedenen Religionen und die allgemeine Kirchengeschichte wird vermittelt. Religion ist einer der ganz wenigen Gegenstände, in denen man so richtig seine Meinung sagen kann: man spricht und diskutiert über die verschiedensten Jugendprobleme und Umweltzustände und was sonst gerade aktuell ist, auch wenn es mit Religion in dem Sinn nichts zu tun hat.

All dies führt dazu, daß uns jungen Menschen etwas auf unseren Lebensweg mitgegeben wird: das Wissen um die gesellschaftlichen Vorgänge. Dieses Wissen hilft uns, als Christen, als eigenständige Individuen mitten in der Gesellschaft zu leben, und vor allem: Mensch zu sein.

In uns Menschen dürfen die ideellen Werte nicht zu kurz kommen! Glück, Zufriedenheit, Liebe und der Glaube an Gott sind zutiefst menschliche Grundwerte. Der Religionsunterricht trägt dazu bei, in uns verstärkt das Ideelle zu fördern.

Leider gibt es Bestrebungen, den Religionsunterricht an den Schulen abzuschaffen - wie dies von Leuten in unserer Regierungspartei des öfteren verlangt wird. Beginnen will man damit, die Religionsbücher aus der Gratisschulbuchaktion herauszunehmen.

Da hört sich doch alles auf. Wer glaubt, damit der Jugend etwas Gutes zu tun, oder „fortschrittlich“ zu sein, der täuscht sich ganz gewaltig! Derartige Forderungen sind in meinen Augen primitiv und dumm!

Aus der Klagenfurter Schülerzeitung „Acta“.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung