Kernenergie tötet zuerst Gehirne

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Im März 2011 ereignete sich die mit internationalem Höchstwert 7 klassifizierte Katastrophe im Kernkraftwerk Fukushima, deren Nachwirkungen noch lange nicht gebannt sind. Derzeit fließen täglich 300 Tonnen verstrahlten Grundwassers ins Meer. Viele Staaten beschlossen im Erstschock ein Ausscheren aus der Nuklearenergie, aber fast überall wird ein Stimmungsumschwung registriert, sogar in Japan. Wenn Regierungen diesem nachgeben, handeln sie kriminell.

Vor 35 Jahren hat in Österreich eine hauchdünne Mehrheit bei einer Volksbefragung gegen ein Kernkraftwerk im Tullnerfeld (Zwentendorf) entschieden und ein generelles Atomsperrgesetz bewirkt, das seit 1999 im Verfassungsrang steht. Eine Rücknahme ist für absehbare Zeit unvorstellbar: eine moralische Barriere, wie die österreichische Politik keine zweite je errichtet hat. Der Beifall dafür darf nicht verstummen.

Der Betrieb ist in keinem Kernkraftwerk hundertprozentig sicher, weil technische und vor allem menschliche Fehler niemals völlig auszuschließen sind. Der noch schwerer wiegende Verstoß gegen eine notwendige Weltethik liegt freilich in der weiterhin ungelösten Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle, für deren Dauer Fachleute derzeit bis zu einer Million Jahre veranschlagen. So lange belasten wir Heutigen nachfolgende Generationen.

Für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll sind in 19 der 41 Länder, die derzeit Kernenergie nutzen, Endlager vorgesehen. Für hochreaktive Abfälle gibt es offiziell noch kein einziges - weil in vielen Staaten die technischen Voraussetzungen fehlen und in allen der Mut der Politiker, zu entscheiden. Die EU hat von ihren 14 Atomstromländern bis 2015 eine solche Entscheidung verlangt. Statt dessen bejammern die meisten die zu hohe Subventionierung erneuerbarer Energien.

Der Autor ist freier Publizist und war von 1978 bis 1984 Chefredakteur der FURCHE

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