iIdealismus braucht ein Ziel

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Wie werden Araber zu Massen- und Selbstmördern in der Hoffnung auf reichen Himmelslohn? Darüber wird in aller Welt viel gerätselt. Die Engländer haben nach den Anschlägen in London ein aufschlussreiches Seelenmosaik von Tätern zusammentragen: Der eigenen Kultur und Religion zunächst entfremdet, von der Oberflächlichkeit der westlichen Genusskultur bald angewidert, suchen sie neuen Halt in einer simplen Botschaft des "wahren Islam": Tut etwas für eure verfolgten Glaubensbrüder!

In allen, vor allem in jungen Menschen steckt Begeisterungsfähigkeit. In der westlichen Welt gelingt es fast nicht mehr, dem Idealismus von Millionen überzeugend Sinn und Ziel zu weisen. Also strömen Jugendmassen zu Popstars, Esoterik-Gurus und gelegentlich auch zu ernsten Heilspropheten. In wenigen Tagen wird der neue Papst in Köln Gelegenheit haben, in Auftreten und Wortwahl von bloßem Personenkult ab- und auf Inhalte hinzulenken. Ein aufrüttelnder Auftrag zu gewaltfreier gerechter Weltgestaltung käme zeitgerecht.

Eine tatendurstige islamische Generation möchte dem Massenelend von Millionen Muslimen ein Ende bereiten. Verbrecherische Vereinfacher gaukeln ihnen die Möglichkeit vor, Erlösung herbeizubomben. In jeder Gesellschaft ist eine Minderheit radikalisierungsfähig - vor allem, wenn dem großen Feind Gesicht und Name gegeben wird. Ziemlich einig sind sich Sozialpsychologen, dass zwei große Feindbilder in der arabischen Welt dominieren: Israel und dessen Mentor usa sowie Saudi-Arabien als Prototyp innerislamischer Ausbeutung.

Der israelische Abzug aus Gaza und der Königwechsel in Riad böten der Regierung Bush doppelte Gelegenheit, Richtiges zu tun: zwischen Israel und Palästina einen gerechten Frieden und in Saudi-Arabien eine Demokratisierung zu erzwingen.

Der Autor ist freier Publizist.

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