Kärnten gibt ein Beispiel

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Eine Woche vor der Nationalratswahl fand in Wien ein Diskurs statt, an dem keine zwei Dutzend Personen teilnahmen. Die Medien nahmen davon keine Notiz, obwohl sie für das Thema als Streitdrama viel Platz freimachen. Über Initiative der jüdischen Loge B'nai B'rith diskutierten in der Israelitischen Kultusgemeinde ein führender Vertreter der Kärntner Slowenen und der jahrelange Spitzenrepräsentant des Kärntner Heimatdienstes über den Ortstafelkonflikt.

Ein ungewöhnlicher Ort: So empfanden es auch manche Mitglieder der Kultusgemeinde und kritisierten deren Leitung: Ist denn die "Bekehrung" des Heimatdienstes wirklich glaubwürdig? Ein Slowenenfunktionär verließ die Veranstaltung, weil er an die neuen Schalmeientöne auch nicht glauben wollte. Für unvoreingenommene Zuhörer freilich war dieser Josef Feldner nicht weniger glaubwürdig als sein Ko-Referent Marjan Sturm vom Zentralverband der Kärntner Slowenen und Partisanenverbände.

Beide machten die Schmerzhaftigkeit des Wandlungsprozesses deutlich und dankten dem Historiker Stefan Karner für die Versöhnungsinitiative. Beide waren sich einig, dass die Ortstafeln kein wirkliches Streitthema mehr sind, nur noch Feindbildrequisiten auf einem jämmerlichen Schlachtfeld. Beide gestanden Fehlverhalten, auch verbrecherische Exzesse in der Vergangenheit. Beide bezeugten Übereinstimmung in der Faktenbeurteilung heute, verschwiegen aber ungelöste offene Fragen nicht. Und gescheite Juden sagten: Hätten auch wir (und Israel) solche Ansprechpartner!

Nach unsäglich niveaulosen rhetorischen Hassorgien im Wahlkampf ein Beispiel, wie es sein könnte, sein sollte. Ein Beispiel aus Kärnten! Vom jüdisch-christlichen Menschen-und Weltbild wissen wir: Für einen neuen Anfang ist es nie zu spät!

Der Autor ist freier Publizist.

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