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Mozart war eine Art Popstar, dem die Massen huldigten und der mit seiner Kunst viel Geld verdiente (und wieder verspielte). Nestroy kritisierte seine Gesellschaft lustvoll, aber hatte das Ohr am Volk. Es mag ketzerisch und reaktionär klingen: Aber viele heimische Künstler und Intellektuelle gefallen sich derzeit vor allem in der Pose völlig entrückter Poeten, deren mangelnde Bodenhaftung durch möglichst großzügige Kulturförderungen ausgeglichen werden soll. Am besten durch ein eigenes, selbstverständlich rot-grünes Kunstministerium.

Keine Frage: Kunst darf alles, ist Avantgarde und soll oder besser darf nicht allen gefallen. Aber wenn - wie bei der "museum in progress"-Aktion - nur mehr die Produzenten den Inhalt verstehen, dann wird Kunst zum wirkungslosen Luxusgut. Und was ist das für eine politische Ansage, wenn in der (ansonsten nicht unwitzigen) "Kulturhauptstadt Graz"-Werbung ein unbeherrschter Typ die Tür seines wohl sortierten Kühlschranks eintritt?

Je abgehobener, desto besser. Und wer das zu kritisieren wagt, ist ein faschistoider Spießer. Wir sind so schrecklich intellektuell und der Rest der (österreichischen) Welt ist eine dumpfe Masse, lautet die Botschaft relativ unverblümt. Besonders schlimm tritt diese arrogante Haltung nun nach der Nationalratswahl zutage. "Österreicher werden aus Schaden dumm", ärgert sich ein bitter enttäuschter Robert Menasse. "Die Wähler haben den Intelligenztest nicht bestanden", findet auch Elizabeth Spira, die mit ihren ORF-"Alltagsgeschichten" eigentlich ein Gefühl für die kleinen Leute haben sollte. Oder führt sie sie nur voyeuristisch als Menschen-Filmmaterial vor? Das Jammern in der Kunst-, Medien- und Universitätsszene kennt derzeit kein Ende. Man muss fast querulatorischen Mut besitzen, um der geballten political correctness entgegenzutreten. Stimmt, die Kulturmenschen schwimmen gegen den Strom - aber in einem anderen Bachbett und alle gemeinsam in die gleiche Richtung. Das ist vor allem eines: "keine Kunst".

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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