Lassing: Keine Bergung der Toten um jeden Preis

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Jahr ist seit der Katastrophe in Lassing vergangen, die tragischerweise jenen zehn Menschen das Leben kostete, die sich noch einmal in den Berg wagten, um ihrem verschütteten Kumpel zu helfen. Die zehn wurden selbst verschüttet und nicht mehr gefunden, Georg Hainzl Tage später auf wundersame Weise gerettet.

Diese zehn Männer sind für mich Helden, die für ihren Mut allen denkbaren Respekt und würdiges Gedenken verdienen. Und es ist die verdammte Pflicht unserer Gesellschaft, ihren Angehörigen, die bis heute schwer an diesen Verlust zu tragen haben, zu helfen; auch materiell.

Besteht aber auch die moralische Verpflichtung, die zehn Toten um jeden Preis zu bergen?

Ich meine: nein. Im Gegenteil: Ich hielte es für geradezu unmoralisch, derartige Beträge - die Rede ist von bis zu 500 Millionen Schilling - für die Bergung von Toten auszugeben. Wo dazu noch der Ausgang höchst ungewiß ist, und möglicherweise abermals Menschen in Gefahr geraten.

Daß Politiker, aus dem unmittelbaren Erleben der Tragödie heraus, Zusagen für eine Bergung gemacht haben, sollte dabei ebensowenig eine Rolle spielen wie die Frage, wer die Kosten tragen müßte.

Mit 500 Millionen, aber auch schon mit 100 Millionen Schilling kann man so viel Gutes für lebende Menschen tun!

Man könnte zum Beispiel jenen Familien, deren Häuser jetzt von den herabstürzenden Felsmassen des Eiblschrofen bedroht sind (siehe dazu Seite 1, Anm. d. Red.), im Falle des Falles eine sichere, neue Heimatgemeinde bauen. Man könnte einen Fonds für andere unverschuldet in Not geratene Menschen einrichten und dergleichen mehr.

Auch wenn es ihnen verständlicherweise sehr schwer fällt:Die Initiative dazu sollte von den Angehörigen der zehn in Lassing verschütteten Männer ausgehen. Sie würden von den formal für die Entscheidung Zuständigen eine schwere Last nehmen. Und gewiß eine noble, würdige Gedenkstätte bekommen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung