Werbung
Werbung
Werbung

"Mir ist so faaaaad." Komisch, dass man das nicht einmal mehr im höchsten Hochsommer von Kindern hört. Und eigentlich auch ein bisschen traurig. Eine boomende Branche lebt davon, den Nachwuchs immer bei Laune zu halten. Die Ferien vieler Mittel- und Oberschichtkinder sind so detailliert durchchoreografiert, dass für Langeweile einfach keine Zeit mehr bleibt: eine Woche Tennis- oder Segelcamp, danach Sprachferien, gefolgt vom Cluburlaub, wo Jugend-Animateure die Betreuung übernehmen, und kurz vor Schulbeginn noch schnell eine Lernwoche zur Unterrichtsstoff-Auffrischung.

Das ist übrigens auch das kleine Geheimnis teurer Privatschulen, die sich gern brüsten, ihren Schülern besonders viel beizubringen: Ihr Ruf fußt zu einem Gutteil auf Eltern, die auch in der Freizeit viel Geld in die Bildung ihrer Kinder investieren. Was, nebenbei bemerkt, auch das Bildungsgefälle zwischen den Sozialschichten steiler werden lässt.

Aber müssen Halbwüchsige nicht auch manchmal einfach unbeobachtet und trotzdem gefahrlos herumlungern und -toben können? Dafür fehlt es - speziell, was die Jugendlichen betrifft - jedoch an öffentlichem Raum, an "Stadtwildnis". Wenn schon, dann treffen sich 15-Jährige in der Computer-Abteilung von Kaufhäusern. Das Abenteuer steckt in viereckigen Kisten. Der Kraftaufwand von Eltern, ihren hoffnungsvollen Nachwuchs speziell in Ferienzeiten vom Bildschirm wegzuzerren, ist groß und nicht immer von Erfolg gekrönt. Daher finden immer mehr Bildungsbürger Gefallen an schrecklich "uncoolen" Destinationen wie dem Waldviertel oder der Steiermark, wo es weit und breit keinen "Saturn", keine Animateure und keine Shopping-Malls gibt. Langeweile garantiert. "Papa, mir ist so faaaaad." Na endlich!

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung