"Loslassen, damit das Kind gehen lernt"

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Der Verein B.A.S.I.S. hilft auch Angehörigen von Suchtkranken.

Besonders die Eltern von Suchtkranken würden alles tun, um die Sucht ihres Kindes zu verleugnen, diese zu verheimlichen, dem Süchtigen zu helfen und Verantwortung, die eigentlich der Drogenkranke selbst tragen müsste, zu übernehmen, schildert Reinhard Kriesche das Phänomen der Koabhängigkeit.

Der Lebens-und Sozialarbeiter beim Suchthilfeverein B.A.S.I.S., der bald seine Ausbildung beenden wird, widmet sich besonders der Arbeit mit Angehörigen von Suchtkranken. Der Verein, angesiedelt im dritten Wiener Gemeindebezirk, bietet regelmäßig jeden zweiten Mittwoch Gruppengespräche für Angehörige von Drogenabhängigen an, die im Unterschied zu Selbsthilfegruppen professionell geführt werden. Die Betroffenen erhalten nicht nur Information, etwa zu Behandlungsmöglichkeiten und Strafalternativen, sondern vor allem Beratung im Umgang mit dem Suchtkranken sowie Hilfe, um wieder eine eigene Lebensqualität erreichen zu können.

Derzeit würden drei Elternpaare die Gruppe besuchen. Deren Kinder seien schwer suchtkrank, sagt Kriesche. Bald würde noch eine weitere Mutter hinzukommen. Es ginge den Therapeuten darum, die Eltern aus der Koabhängigkeit zu führen. Sie müssten lernen, loszulassen. Das sei für Mütter besonders schwierig. Eine Mutter habe sogar selber für ihren suchtkranken Sohn Drogen gekauft. Sie sehe den Sohn leiden und meinte, wenigstens für den Moment helfen zu müssen. Da gehe es auch um den Versuch, die Sucht zu kontrollieren, erklärt der Sozialarbeiter das Verhalten dieser Mutter. Kriesche fügt hinzu, dass die drei Paare etablierte und erfolgreiche Menschen seien. Sucht würde alle Schichten betreffen.

Die Familienmitglieder müssten erkennen, dass sie selbst auch Hilfe bräuchten. Das Loslassen-Lernen vergleicht Helmut Hrabec, stellvertretender Obmann und Mitbegründer des Vereins B.A.S.I.S., mit dem Laufen-Lernen. Wenn eine Mutter oder ein Vater dem Kleinkind, das hinfalle, immer sofort wieder aufhelfe, werde das Kind nie alleine gehen lernen.

Der Suchthilfeverein, der seit Oktober als ambulante Suchttherapieeinrichtung anerkannt wurde, möchte auch verstärkt Partner von Drogenabhängigen in die Angehörigenarbeit einbeziehen. Hier sei die Problemstellung anders, so Kriesche, wenn auch die Symptomatik der Koabhängigkeit ähnlich sei. Aber Eltern würden sich mit dem Loslassen schwerer tun als Partner.bog

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