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"Die Intervalle werden auch immer kürzer", lautet der Slogan für ein Werbeplakat der "Wiener Linien". Es kann sich allerdings nur um die Geburtswehen der abgebildeten Schwangeren handeln. Denn so schleißig wie jetzt waren die Intervalle von Straßen- und u-Bahn in der Bundeshauptstadt noch nie. Doch in der angeblich bestverwalteten Stadt der Welt regt sich kein Widerstand.

Apropos bestverwaltet. Ja, angeblich funktioniert die Müllabfuhr besser als in Rom, Paris oder New York. Aber in keiner der drei Städte gibt es ein derartig zum Himmel stinkendes Problem wie den Hundedreck. Warum bringt man Hundehalter nicht dazu, die Exkremente selbst wegzuräumen? Da traut sich selbst eine mit satter Mehrheit ausgestattete spö nicht, mögliche Wähler oder gar die tierliebe Boulevardpresse zu verschrecken. Unpraktischerweise kann man für das Hundeproblem ja schlecht die Bundesregierung verantwortlich machen, wie das sonst in Wien gern geschieht.

Überhaupt: Immer sind die anderen schuld. Überrollt uns der Verkehr, dann ist es Brüssel und der Transit, nie die eigene verfehlte Raumordnungspolitik. Oder Schulpolitik: Es gibt zuwenig Stützlehrer, heißt es. Und schuld ist "die Gehrer". Dabei haben in den Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Ländern und Finanzminister alle mit Unterschrift einen fixen Lehrer-Schüler-Schlüssel vereinbart, übrigens weit großzügiger als im pisa-Musterland Finnland. Den Ländern war es wichtiger, Milliarden für die unsinnig hohe Wohnbauförderung im Trockenen zu haben. Es geht um 23 Millionen Euro, viel Geld, aber nur ein Zwanzigstel der Summe, die die Gewerkschaftsbank mit einem amerikanischen Aktien-Spekulanten versenkt hat. Da weiß man wenigstens, wer schuld ist: jedenfalls der Andere.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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