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Er geisterte soeben durch die heimische Medienlandschaft: der Metrosexuelle. Nie gehört? Also, dieser "neue" Männertypus ist überaus gepflegt, manikürt, manchmal sogar geschminkt, sorgfältig gekleidet und verwirrt damit Homosexuelle, obwohl er selbst ein Hetero ist. Dazu passt die Meinung von Modedesigner Wolfgang Joop, der im jüngsten Profil feststellt: "Natürlich ist der Mann heute eine traurige Figur."

Ist er das? Es stimmt, Frauen überflügeln Männer im Bildungswesen. Sie erheben Anspruch auf den Chefsessel. Sie tragen Boss-Sakkos und machen ihn in einer beim weiblichen Publikum überaus beliebten TV-Serie zum Sexobjekt. Wenn das nicht verunsichernd wirkt! Schlüpfen Männer auf der Suche nach einer neuen Identität jetzt in die Zone zwischen den Geschlechtern? Schließlich gibt es in Sachen Androgynität ja klassische Vorbilder - nicht nur in Mode und Showbiz.

David Bowie, demnächst wieder in Wien zu hören, ist in dieser Sparte daheim. Doch schon Shakespeare spielte mit der Geschlechterverwirrung in der (Verkleidungs-) Komödie "Was ihr wollt". Der amerikanische Autor Jeffrey Eugenides treibt dieses Thema mit seinem preisgekrönten Buch "Middlesex" - der Geschichte eines Hermaphroditen - nun gänzlich auf die Spitze. Doch gleichzeitig berichten uns Experten in den vergangenen Jahren, dass die Geschlechterunterschiede weniger erziehungsbedingt als naturgegeben sind und die schlechte Orientierungsfähigkeit der Frauen sowie das mangelnde Zuhörenkönnen der Männer ihre (logischen) Ursachen in der Evolution haben. Hoffentlich erklären sie uns auch bald, woher der Metrosexuelle kommt. Oder handelt es sich hier vielleicht nur um ein uraltes Phänomen: purer Narzissmus wohlhabender Snobs?

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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