Fun und action sind die Zauberworte in der heutigen Jugendkultur. Spaß muß sein, und los muß etwas sein - auch wenn die Folgen einer Aktion dann gar nicht mehr lustig sind. Musik in gesundheitsgefährdender Phonstärke genügt nicht, Alkohol und Zigaretten und was sonst noch so alles geschluckt und geraucht wird, genügt ebenso wenig wie nur "Abtanzen" - da muß auf der Tanzfläche auch noch etwas rieseln und rauschen und blitzen, damit es wirklich cool ist. Und offensichtlich war es immer noch nicht cool genug - daher wurde noch ein bißchen gezündelt. Um ein Haar wäre es dann für einige zu heiß geworden; für einzelne werden noch schlimme Folgen befürchtet.
Ein paar Tage vor diesem Ereignis hat der Wiener Stadtschulratspräsident die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre befürwortet - unter anderem mit der Begründung, auch die Demokratiemündigkeit mancher 80jähriger sei anzuzweifeln.
Diese Argumentation ist allerdings nur begrenzt überzeugend. Zum einen ist das Wahlrecht ein allgemeines, person- und nicht qualifikationsbezogenes, also auch nicht an die Aktualität eines Informationsstandes beziehungsweise die intellektuelle Bewertungsfähigkeit gebundes Recht. Daher dürfen zum anderen natürlich auch traditionelle oder emotionale Motive eine Rolle spielen - ebenso wie eine darauf abzielende persönliche beziehungsweise von der Wahlwerbung ausgehende Überzeugungsarbeit.
Bis zu einem gewissen Grad irrational beeinflußbar sind nicht nur Junge oder Alte, sondern alle Wahlberechtigten. Und die steigende Anzahl von Wechsel-, Signal- und Protestwählern zeigt, daß eine Stimmabgabe nach dem Motto: "Einmal ausprobieren, was passiert" mittlerweile üblich ist. Kaum zu befürchten war allerdings bisher eine bloß auf "Fun and Action"ausgerichtete Haltung zu Politik, und ein absichtliches Spiel mit dem Feuer. Mit dem Informationsstand hat das wenig zu tun: daß man mit dem Feuerzeug in der Disco keine Flammenexperimente macht, haben die Jugendlichen gewußt. Gefehlt haben ihnen Reife und Verantwortungsbewußtsein. Und in bezug darauf sollte man die Älteren nicht unterschätzen ...
