Pessach bei den Lubawitschern

Werbung
Werbung
Werbung

In diesen Tagen lassen sich weltweit tausende Juden von einer Gruppierung zum Pessach-Mahl einladen, mit der sie theologisch Probleme haben. Die Lubawitscher sind eine orthodoxe Strömung, benannt nach dem russischen Ort, in dem sie 1775 entstand. Sie firmiert auch unter dem Namen "Chabad", der sich aus den Anfangsbuchstaben der hebräischen Worte für Weisheit, Wissen und Erkenntnis zusammensetzt. Die Gruppe gehört zum Chassidismus, einer Erneuerungsbewegung, die sich mit ekstatischer Alltagsfrömmigkeit gegen die vergeistigten Rabbinereliten ihrer Zeit wandte.

Heute unterhält die Gruppe, deren Hauptsitz inzwischen in New York ist, Stützpunkte in Städten von Wien bis Kathmandu. Schätzungen sprechen von 1000 solcher Botschaften in 100 Ländern. In New York kann man jeden Tag von Chabad-Anhängern angesprochen werden, ob man Jude sei und Gebetsriemen anlegen wolle. Sie wollen säkulare Juden wieder an die Religion binden. Daher laden sie an ihren Stützpunkten Juden, die auf Durchreise sind oder keinen Kontakt zu einer Gemeinde haben, zu Pessach ein, wenn der Auszug aus Ägypten gefeiert wird.

Viele, die die Einladung annehmen, teilen nicht die Chabad-Theologie. Denn sie ist ganz auf die religiöse Führungsfigur zugeschnitten, den "Rebbe", die absolute Autorität. Der Posten wurde oft in der Familie weitergegeben. Seit dem Tod des siebten Lubawitscher Rebbe 1994 gibt es keinen Nachfolger in dieser Rolle, auch weil viele Anhänger ihn für den Messias halten. Das isoliert die Lubawitscher innerhalb des Judentums, dessen liberale Mehrheit sie ablehnen. Doch das internationale Netzwerk, zu dem auch Schulen gehören, gibt ihnen großen Einfluss. Vielerorts ist Chabad das öffentliche Gesicht des Judentums: freundliche Gastgeber, aber problematische Botschafter.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung