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Die Bodenhaftung nicht verlieren: Das ist ein hehres, sehr häufig nicht erreichtes Ziel von Politikern, deren Job wenig Zeit für den ganz normalen, privaten Alltag lässt. Umso angestrengter bemüht man sich, Volksverbundenheit zu zeigen. Ergo verbringen unsere Spitzenpolitiker ihren Sommerurlaub angeblich ausschließlich in Österreich, und der Bundespräsident reist zu den Bregenzer Festspielen sogar per Zug an. Die neue Salzburger Landeshauptfrau hat das Galadiner zur Eröffnung der Salzburger Festspiele gestrichen und auf Stehempfang umgestellt. Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, gräflich verheiratet, behauptete kürzlich gar, bei Hofer einzukaufen.

Wären die heimischen Volksvertreter immer schon so peinlich bescheiden gewesen, dann wäre wohl nie die Wiener Ringstraße entstanden. Pomp und Prunk, ade, das puritanische Zeitalter ist angebrochen! Im Grunde desavouieren sich die Politiker damit aber selbst, am anschaulichsten die FPÖ, die sogar eine selbst auferlegte Höchstgrenze (rund 4500 Euro) für das Nettoeinkommen ihrer Funktionäre festgelegt hat: Damit wird signalisiert, es sei unmoralisch, für das politische Geschäft Geld zu verdienen. Und das wiederum führt dazu, dass etwa Spitzenmanager (wie Claus Raidl, dem die ÖVP vor der "Erfindung" Karl-Heinz Grassers das Finanzministerium anbot) dankend ablehnen.

Nur noch im Salzkammergut urlauben, sich für den Dienstwagen entschuldigen müssen und Brötchen im Stehen essen? Das zeugt weder von Selbstbewusstsein, noch wird es vom Wähler honoriert. Irgendwo zwischen dem arrogant-abgehobenen Agieren französischer Staatspräsidenten und österreichischen Ministern, die in Billigläden einkaufen, müsste doch noch eine Mitte liegen, sei's drum, eine goldene!

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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