Raunzen auf hohem Niveau

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"Ösis auf der Überholspur" schreiben deutsche Medien seit Monaten voll Neid. Österreicher sind reicher als die Deutschen, haben ein besseres Wirtschaftswachstum und eine niedrigere Arbeitslosenrate (natürlich auch dank des durchaus problematischen Wegs der Frühpensionierung).

Vier österreichische Regionen sind unter den Top Ten der europäischen High-Tech-Standorte gelandet, Österreichs Budgetpolitik und Pensionsreform werden international gelobt. Wien wurde kürzlich von Le Monde als Vorzeige-Kunststadt beschrieben. Nicht zufällig reißen sich Theater- und Musikmacher darum, hier zu arbeiten. Wo sonst stattet der Staat die Kulturszene so üppig aus? Dass es den Alpenrepublikanern nicht gar so schlecht gehen kann, zeigt auch ein Blick auf den Urlaubsmarkt: Viele Sommer-Flüge in Richtung Süden waren bereits im April ausgebucht.

Warum wird dann hierzulande trotzdem so gern und ausgiebig gejammert? Natürlich stimmt es: Diese Regierung ist nicht immer sympathisch, manche Teile von fpö/bzö sind sogar empörend. Doch für die Politik, die diese Koalition umgesetzt hat, muss sich im Großen und Ganzen niemand genieren. Und es ist zwar tatsächlich Besorgnis erregend, dass die Arbeitslosenzahlen so hoch wie nie sind, gleichzeitig ist aber auch die gesamte Beschäftigungsquote gestiegen.

Der deutsche Sozialexperte Bert Rürup meinte dazu kürzlich in einem Presse-Kommentar: "Der österreichischen Politik wird die Arbeit für mehr Beschäftigung und Wachstum nicht ausgehen. Aber diese Arbeit findet auf einem Niveau statt, auf dem jeder deutsche Bundeskanzler außerordentlich gern arbeiten würde." Das Fazit kann daher nur lauten: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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