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Wann haben Sie das letzte Mal richtige Stille wahrgenommen? Selbst weit weg von jeder Stadt ist der Lärm noch da - und sei es nur als leises Brausen einer fernen Autobahn. Der Krach hat mittlerweile jede Ritze unserer Zivilisation erreicht - nicht nur Eltern pubertierender Kinder, deren Wohnung unter den Bässen einer nicht weiter erwähnenswerten Discoqueen erzittert. Das muss sein und gehört zum Erwachsenwerden dazu. Aber alles andere?

In der U-Bahn erklingen sämtliche Klassiker der E-Musik - aber leider als Handy-Klingelton. Man ist anschließend gezwungen, einer naturgemäß recht einseitigen Unterhaltung zu lauschen. In den Firmen herrscht Massenmenschhaltung: In Großraumkäfigen gehen sich Explosiv-Nieser, Brüll-Telefonierer und Radio-Burgenland-Liebhaber gegenseitig auf die Nerven. In Supermärkten und Restaurants wiederum ist die Dauerbedüdelung schon so normal, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen wird. Ein verkaufsfördernder Gute-Laune-Kick, sprich: der ganz normale Wahnsinn. In der Fast-Food-Kette läuft MTV, bei der Friseurin Ö3, auf der Skihütte Radio Energy und im Cluburlaub wird der plärrende Sound nur von einer Mittagspause unterbrochen. Wer ins Auto steigt, dreht schnell das Radio auf, weil es ohne Beplätscherung offenbar nicht mehr geht, auch wenn einem die Werbeblöcke den letzten Nerv ziehen. Als wären der rauschende Verkehr und die im Rückwärtsgang grässlich piepsenden LKW nicht schon laut genug.

Gegenbewegung? Gibt es nicht - noch nicht. Wann wird endlich statt des guten alten Oropax ein schicker Kopfhörer erfunden, der nur Stille erzeugt und den Klang von außen wegblendet? Könnte ein echter Verkaufsschlager werden. Vielleicht unter dem Titel "Ruhe ist geil".

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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