Sehnsucht nach Entschleunigung

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Wir sind die Gehetzten. Und die Hektik breitet sich immer mehr aus. Handy, E-Mail und Internet lassen uns überall und zu jeder Zeit erreichbar sein. Unsere Kreativität nimmt dabei den größten Schaden - Muße ist zu einer bedrohten Ressource geworden. Doch gerade Momente des süßen Nichtstuns sind die Voraussetzung für Einfallsreichtum, Kreativität und Höchstleistungen, schreibt Ulrich Schnabel in seinem Buch "Muße - Vom Glück des Nichtstuns“, das im Vorjahr erschienen ist und jetzt bereits in vierter Auflage vorliegt.

Der Wissenschaftsjournalist der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit“ und Sachbuchautor geht dem Innovationsfieber der globalisierten Moderne philosophisch auf den Grund. Sein zentraler Gedanke: Stille Leerzeiten erinnern uns an die Endlichkeit des Lebens. Da wir unsere eigene Sterblichkeit nicht spüren wollen, streben wir nach "Erlebnisverdichtung“, obwohl wir uns viel lieber entspannen würden.

Die Sucht nach immer neuen Erlebnissen ist fatal

Auch der Verstand und die Seele benötigen schöpferische Pausen. Diese Weisheit wird auch wissenschaftlich belegt: Der Autor erklärt, wie das Lernen im Schlaf funktioniert, wie sehr unser Gehirn vom Nichtstun profitiert und wieso weniger manchmal mehr ist. Die Sucht nach immer neuen Erlebnissen und Optionen sei für unsere Psyche ebenso fatal wie für unsere Gesellschaft, wie nicht zuletzt die Finanzkrise zeige. Außerdem analysiert Schnabel, wie das System der Gehetzten funktioniert und wie es entstanden ist. Er entwirft eine Methodologie, wie man sich Schritt für Schritt Platz für Muße schaffen kann, ohne dabei die eigene Willenskraft zu überfordern. Wichtig sei vor allem sich nicht hetzen zu lassen, schon gar nicht von einem selbst.

Im Buch findet man zudem Beispiele von Prominenten aus Kunst, Wirtschaft und Sport, die ihren Erfolg dem Müßiggang verdanken. Schnabel hat mit diesem Buch ein Plädoyer für die täglichen kleinen Auszeiten geschrieben und vollbringt das Kunststück, den Leser ganz friedlich und ruhig werden zu lassen. Vielleicht ist dieses angenehm zu lesende Buch der erste Schritt zur mehr Selbstzufriedenheit.

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