Spielzeug für Erwachsene

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Auch Erwachsene brauchen Spielzeug - und Politiker ganz besonders. Sitzen sie doch in schier endlosen Sondierungsverhandlungen, Tagungen und Enqueten. Wer diese (teilweisen Leer-)Zeiten effizienter nutzen wollte, fiel bisher negativ auf: Schlafen, telefonieren oder geräuschvolles Tippen in den PC, während der dritte Landtagspräsident parliert, wirkt einfach provokant.

Doch die Computerindustrie hat schon unauffälligere Alternativen parat: Wenn also Finanzminister Karl-Heinz Grasser vordergründig fleißig mitschreibt, muss das in Wirklichkeit rein gar nichts mit der laufenden Veranstaltung zu tun haben. Er griffelt neuerdings auf einem flachen, rundum drehbaren Bildschirm, der die Hieroglyphen in Druckschrift umsetzt.

Innenminister Ernst Strasser, technologisch stets eine Nasenlänge voraus, muss beim Anblick des neuen Geräts vor Neid erblasst sein. Wie man hört, hat er mit seiner Ausstattung rasch gleichgezogen. Auch eine andere ÖVP-Verhandlerin ist bestens ausstaffiert: So findet sich ein klitzekleiner Fernseher in der Handtasche von Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat - die Zeit im Bild versäumt man halt ungern.

Sehr beliebt bei Berufspolitikern ist auch ein geldtaschengroßes Maschinchen, mit dem man sich ins Internet einloggen kann, um unauffällig die Austria Presse Agentur zu checken, einen Blick auf die Partei-Homepage zu werfen oder schnell ein paar E-Mails zu versenden. Was ist das alles gegen die simplen SMS, die schon bei den letzten Koalitionsverhandlungen 1999 massenhaft aus den verschlossenen Türen schwirrten! Vielleicht dauert es deshalb dieses Mal so lange? Allerdings wurde im Jahr 1962 noch viel länger verhandelt. Was man damals wohl spielte? Vielleicht Schifferlversenken?

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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