Über die Moral von teuren Manager-Verabschiedungen

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Die vorzeitige Ablöse Rudolf Streichers als ÖIAG General hat angeblich 20 Millionen Schilling gekostet. Die um ein Jahr (!) vorgezogene Verabschiedung des AUA-Vorstandsduos Bammer/Rehulka kostet angeblich 30 Millionen. Jene des verbliebenen Telekom Austria Vorstandes (Sundt/Colombo/ Fischer) würde dem Vernehmen nach sogar bis zu 100 Millionen kosten.

Welcher Durchschnittsverdiener, der in seinem gesamten 45-jährigen Berufsleben zusammen nicht auf dieses Einkommen kommt, soll verstehen, dass ein Manager diesen Batzen Geld bloß dafür bekommt, dass er nicht mehr weiterarbeitet?

Die Gagen und gegebenenfalls die Ablöse noch länger laufender Verträge von Spitzenmanagern entziehen sich Vergleichen mit dem Einkommen von Durchschnittsverdienern ebenso wie mit dem Einkommen von Popstars, Startenören und Spitzensportlern. Denn Spitzenmanager könnten fragen, mit welchem moralischen Recht die drei Tenöre für einen Auftritt mehr kassieren als sie für ein ganzes hartes Arbeitsjahr mit jeder Menge Verantwortung.

In einem marktwirtschaftlichen System richten sich die Gagen für die Stars - sei's im Management, sei's auf der Bühne - eben nach Angebot und Nachfrage. Die einen füllen locker ein Opernhaus oder eine Sportarena, selbst wenn eine Karte mehr als Tausend Schilling kostet. Die anderen sorgen ganz maßgeblich für Erfolg oder Misserfolg des von ihnen geleiteten Unternehmens. Wie sehr dieser vom Mann (Frau) an der Spitze abhängt, wird meistens nur beim Misserfolg deutlich. Oder will jemand behaupten, das Libro-Debakel hätten KassiererInnen, Regalbetreuer etc. verschuldet?

Daher ist es wichtig, dass Spitzenmanager durch eine entsprechende finanzielle Absicherung ihren Rücken frei haben und sich ganz auf ihren Job konzentrieren können. Ebenso muss unbestritten sein, dass Eigentümer das Management jederzeit ablösen dürfen. Auch wenn's viel Geld kostet. Das Zuschauen könnte ja noch mehr kosten, nämlich die Existenz des Unternehmens.

Im Falle von Sundt, Rehulka & Co ist allerdings die Frage zu stellen, was die teure vorzeitige Ablöse (wenn's dazu kommt) an den Problemen der Unternehmen ändern wird.

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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