Urlaub in Österreich und ein gutes Buch ...

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Das mediale Sommerloch wirft seine Schatten voraus: alljährlich werden zu Ferienbeginn viele Seiten mit Prominentenfotos und Aussagen zur Urlaubsgestaltung gefüllt. Und Herr und Frau Durchschnittskonsument(in) lesen mit fassungslosem Staunen, wie bescheiden einerseits und wie anspruchsvoll andererseits ihre Vorbilder aus Film, Fernsehen, Wirtschaft und Politik doch sind. Sie verbringen ihre Urlaube keineswegs segelnd in der Karibik oder tauchend auf den Malediven, sie machen keine Kreuzfahrten zwischen Mittelmeer und Kanaren, sie liegen auch nicht einfach 14 Tage an einem Strand und sie touren nicht im Wohnmobil die USA-Westküste entlang. Sie bleiben alle brav im Lande und wenn sie schon segeln, dann natürlich am Neusiedlersee. Der bevorzugte Strand ist ein ungenannt bleibender winziger Kärtner See, und getrampt wird mit dem Fahrrad über steirische Höhenstrassen.

Je hochkarätiger die Prominenz, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß man wie alljährlich das bescheidene Zweitdomizil nützt (bei Bundespolitikern liegt es manchmal zufällig in dem Wahlkreis, für den man kandidiert) oder überhaupt zuhause bleibt - um sich der Familie zu widmen.

Otto und Luise Normalbürger bekommen geradezu ein schlechtes Gewissen, mit dem Flugticket in der Tasche und, o Schande, in der Tasche ist auch noch als Urlaubslektüre die neueste Donna Leon oder Rosamunde Pilcher, die man zusätzlich zu den bunten Mode-und Sportblättchen am Strand zu lesen beabsichtigt.

Ganz anders die Prominenten: sie kommen im Urlaub endlich dazu, Zeitgeist-Philosophen zu studieren (nicht die deutsche Übersetzung, versteht sich!), literarisch-politische Werke (und sei es Handke) kritisch zu hinterfragen, vor allem aber auch Fachlektüre aufzuarbeiten beziehungsweise Klassiker zur Brust zu nehmen.

Man wird irgendwie den Verdacht nicht los, daß die großen Vorbilder ihre Fernreisen bloß nicht zwischen Juni und September machen, sondern im November oder April klammheimlich irgendwo im Liegestuhl Krimis oder Klatschblätter schmökern. Was im übrigen verständlich und nicht mal schlecht für das Image wäre ...

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