Warum wir die Griechen brauchen

Werbung
Werbung
Werbung

Es gibt viele Gründe, Griechenland zu helfen, auch wenn die Griechen Fehler gemacht haben. Selten betrachtet wird die geopolitische Lage Griechenlands. Ein Europa ohne Griechenland ist ein instabiles, schrumpfendes Europa. Westeuropa ist der am schwächsten wachsende Wirtschaftsraum der Welt. Erst durch die neuen Mitglieder wächst Europa um mehr als zwei Prozent. Und nur, wenn man Europa noch weiter definiert - inklusive Nachbarschaft im Schwarzmeerraum, der ehemaligen Sowjetunion - erreicht Europa ein höheres Wachstum.

Treten die europäischen Länder getrennt auf, so erreichen die größten beiden Länder drei bis fünf Prozent der Weltwirtschaftsleistung - mit sinkendem Trend. Ein Europa, das seine Nachbarländer als Verbündete gewinnt, ist größer als die USA und wird es bleiben. Da muss der Balkan dabei sein, da müssen die Schwarzmeerländer inklusive Türkei sich nach Westen orientieren und nicht nach Moskau oder Teheran.

Hier ist Griechenland ein geografischer Brückenkopf. Griechenland hat intensive Beziehungen zu Bulgarien, ist der stärkste Verbündete von Serbien, ist ein Brückenkopf und Hafen nach Arabien und Nordafrika. Natürlich nicht ohne selbst Feinde zu haben oder sich diese einzubilden (Türkei, Mazedonien). Aber letztlich ist Griechenland immer ein politischer Stabilisator - durch ein westliches Wirtschaftsmodell und eine lange Demokratie (wenn auch nicht ohne Unterbrechungen).

Wer Europa als langfristigen Spieler in der Globalisierung sehen will, der darf nie von Nordeuropa oder Westeuropa sprechen. Da können wir auf Griechenland nicht verzichten, nicht auf Serbien, nicht auf Süditalien, nicht auf Spanien und Portugal. Im eigenen Interesse. Wenn schon nicht aus Solidarität.

Der Autor ist Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung - WIFO

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung