Wissenschaftler und die Freiheit der Frauen

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn die hehre Wissenschaft nicht gerade wohlverdiente (natürlich kreative) Ferien macht, treffen sich ihre Vertreter an allen möglichen idyllischen Plätzen im In-und Ausland zu mehr oderweniger etablierten und exklusiven Sommerakademien, Kolloquien und Symposien. Dort werden Kollegen der "Scientific Community", allenfalls noch Journalisten und Politikern resp. vereinzelt privilegierten Studenten letzte wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert und Trends in Theorie, Forschung und Praxis diskutiert. So wie kürzlich zur Festspielzeit in Bregenz, anläßlich der alljährlichen "Sommerschule": Gynäkologen ließen mit der Botschaft aufhorchen, "die Frau sei nicht frei".

Das wäre nun für sich noch nichts umwerfend Neues, aber die Begründung und die Schlußfolgerungen sind wirklich originell: Jahrzehntelang habe es enormen gesellschaftlichen Druck auf die Frauen gegeben, "natürlich" zu gebären, trotz aller damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind. Nur etwa 15 Prozent der Entbindungen erfolge - bei vorliegender medizinischer Indikation - durch den wesentlich besser kalkulierbaren und kontrollierbaren Kaiserschnitt. In Zukunft sei Wahlfreiheit im Hinblick auf die Geburtsmethode anzustreben, das heißt, jeder Frau eine operative "geplante Geburt" zu ermöglichen.

Diese Forderung aus (überwiegend) männlichem Expertenmund (nicht einmal zehn Prozent sind Frauen) zugunsten weiblicher Freiheit verblüfft. Immerhin haben nicht einmal die Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens an das himmelschreiende Unrecht gedacht, daß sich die jüngsten Erdenbürger in der Regel den Zeitpunkt ihrer Ankunft sozusagen selbst aussuchen, zu Lasten der gebärenden Mütter, der nervösen Väter, aber auch und vor allem der ärztlichen Geburtshelfer. Für diese gibt es dann endlich halbwegs geregelte Arbeitszeiten, wenn Entbindungen in der Nacht, am frühen Morgen, an Wochenenden der Vergangenheit angehören. Daß Sonntagskinder dann noch seltener werden, wird dadurch aufgewogen, daß uns der Rummel und der Zank um das Neujahrsbaby 2000 erspart bleibt. Oder werden am Freitag, dem 31.12.1999 doch um 23.45 Uhr synchron die Skalpelle gewetzt? Im Sinne der Freiheit der Frau, versteht sich ...

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung