Zuwanderer weiterhin gesucht

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Wie viel Zuwanderung verträgt ein Land? Und wie viel braucht es? In Zeiten zunehmender Kriminalität und fehlender Jobs ist es nicht unverständlich, dass sich die trotz ihrer Budgetdefizite noch immer reichen europäischen Länder nach außen abschotten wollen. Die heimische Regierung setzt daher auf das populäre Thema "Sicherheit" und will die Quoten für Einwanderer senken. Aber kann der erwünschte spätere Pensionsantritt tatsächlich die Arbeit kompensieren, die wir nur allzu gern an Immigranten - zum Teil natürlich am Schwarzarbeitsmarkt - weitergeben?

Österreich wird bestimmt seine Akademikerquote weiter heben, und die Frauenerwerbsquote wird steigen. Beides ist fraglos begrüßenswert, doch wer pflegt die Alten, und wer betreut die Kinder? Auf längere Sicht geht es auch um besser qualifizierte Arbeit. Denn die dramatische demografische Veränderung hat bereits die Volksschulen erreicht. Aus der Not wird Toleranz geboren: Weil sonst die Schule eines kleinen Tiroler Orts zusperren müsste, hat man Asylwerber mit ihren Kindern aufgenommen. Ähnliches wird wohl in zehn Jahren auch am Arbeitsmarkt geschehen, ob uns das passt oder nicht. Weil aber zumindest in den EU-Nachbarstaaten der Auswanderungsdruck - und auch die Kinderzahl - aufgrund steigenden Wohlstands sinken wird, muss man die nötigen Immigranten von immer weiter herholen. Beispielsweise aus Marokko, von wo aus derzeit boat people ihr Leben für eine vage Hoffnung riskieren.

Mit familienpolitischen Maßnahmen allein ist die Überalterung in Europa nicht mehr aufzuhalten. Wenn Bundeskanzler Schüssel jetzt vorhat, die Asylantenquoten zu senken, so wird ihm das kurzfristig vielleicht Sympathie einbringen. Langfristig scheint es ohne weitere Zuwanderung aber nicht zu gehen.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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