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Das Ende der Geschichte, dachte Francis Fukuyama vor fast drei Jahrzehnten, werde durch den Sieg abendländischer, insbesondere demokratischer Prinzipien herbeigeführt. Inzwischen wissen wir: kein Ende der Geschichte. Aber vielleicht nähern wir uns besagtem Ende doch, nur anders: nämlich dem Verfall zeitweilig florierender abendländischer Prinzipien. Eher Spengler als Fukuyama: eher Untergang als globaler Sieg. Auch das wäre Ende.

Denn die neuen Großmacht-Diktatoren machen ihre Sache gut -in ihrer Perspektive. Putin bringt zwar das Land wirtschaftlich nicht hoch, aber die Forcierung eines orthodox-imperialen Nationalismus (mit Feindbildern im Westen) könnte noch eine Weile tragen. Xi Jinping, der wirtschaftlich erfolgreicher ist und weitblickend das ganze Jahrhundert im Blick hat, hat sich gleich zum lebenslangen Kaiser gemacht. Vor allem hat er ein neues diktatoriales Instrument erfunden: Das jeweilige politische Programm wird Bestandteil der Verfassung -was bedeutet, dass jeder Kritiker gegen die Verfassung verstößt. Man muss also nicht mehr zu "unsauberen" Tricks greifen (wie Erdogan, der alle Gefolgschaftsverweigerer als Terroristen zu punzieren pflegt), vielmehr kann jeder Opponent nun "rechtsstaatlich" wegen Verfassungsverletzung verurteilt werden.

Der Untergang des Westens spielt sich vorläufig nicht als Drama, sondern als Farce ab. Europa ist im Chaos, und Clowns wie Beppe Grillo werden zu wesentlichen Akteuren: EU-Zukunft ungewiss. Der korrupte Idiot, der die Rolle des US-Präsidenten spielt, löst bei den östlichen Akteuren Heiterkeit aus: Jede "America first"-Maßnahme wird zum Schuss ins eigene Knie; eine strategisch konsistente Politik der Selbstschädigung. - In Zeiten des Kalten Krieges hieß es: Optimisten lernen Russisch, Pessimisten lernen Chinesisch. Heute könnte es wohl heißen: Eine der beiden Sprachen sollten Realisten auf jeden Fall lernen.

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