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Marshal McLuhan sagte einmal, dass die Menschheit mit jedem technologischen Fortschritt auch ihre Fähigkeiten vervielfache, dass aber gleichzeitig unsere biologischen Fähigkeiten abnehmen würden. Dank der Erfindung von Hilfsmitteln und Maschinen wurde der Einsatz unserer Sohlen und Hände tatsächlich veredelt. Weil wir schützende Schuhe benutzen, tut uns das Barfußgehen weh und wir würden so nirgendwohin wandern. Aber es gibt noch aktuellere Implikationen. Die Erfindung eines leistbaren Automobils hat unsere Beine nicht gelähmt, trotzdem fühlt man sich unmotorisiert gewissermaßen immobil. Unsere Gesellschaft nimmt einfach an, dass die fragliche Person einen Bus, die U-Bahn, ein Auto oder ein Fahrrad benutzen kann.

In diesem Sinn "gehen" sehr wenige Leute tatsächlich zur Arbeit. Wenn wir gehen wandern wir, und das nicht zur Arbeit. Dasselbe gilt für das Smartphone. Der Mund wird erweitert durch die Lautsprecher und die Kopfhörer, so dass uns Bob Dylan einen Song in das Ohr trällern kann, als säße er direkt neben uns. Unsere Ohren werden sozusagen ergänzt durch Technik, die es uns möglich macht, etwa einen Freund in China zu hören. Mit einem Tweet kann man die Welt erreichen. Gleichzeitig fühlt man sich ohne das Internet zunehmend auch der Sprachfähigkeit und des Gehörs beraubt, obwohl die Organe vollkommen in Ordnung sind. Das ließe sich fortsetzen. Im Internet werden wir einerseits omnipräsent, aber andererseits gerade auch dort abwesend, wo man sich im Moment befindet. Man braucht nur um sich zu blicken, beinahe ein jeder ist in den Content seines Smartphones vergraben, der ihm die Welt enthüllt. So scheint es, dass auch unser Verstand und Geist nicht mehr dieselben sind, wie noch vor wenigen Jahren. Sie glauben es nicht? Dann versuchen Sie einmal, zwei Tage ohne Smartphone auszukommen.

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