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Eine Grazer Ausstellung dokumentiert Kleiderordnungen, Privilegien, Abgrenzungen und Eitelkeiten.

Im musealen Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Attributen. Gemeint sind jene Beigaben, die soziales Prestige und gesellschaftliche Stellung des Trägers verkörpern: etwa der barocke Herrnstöckelschuh, die Hauptbedeckung hoher Geistlichkeit oder das Gucci-Tuch. Von Kleiderordnungen ist die Rede, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts klare Machtverhältnisse schufen. Privilegien und die damit verbundenen Statussymbole waren zu erben und verschafften der oberen Gesellschaftsschicht und den Würdenträgern die nötige Distanz. Mit der Französischen Revolution sollten die Klassenunterschiede aufgehoben sein. Dennoch: Beschränkungen und Verordnungen lebten in den unterschiedlichsten Ansätzen, sich abzugrenzen, zu unterscheiden oder dazuzugehören, weiter.

Eitelkeiten

Die von Eva Marko nicht uneitel kuratierte Ausstellung "The Must. Über Statussymbole, Kleiderordnungen und Eitelkeiten" setzt sich an Hand von etwa 100 Objekten, die vorwiegend aus der Kulturhistorischen Sammlung des Joanneums stammen, mit "alten und neuen" Statussymbolen unseres zugegeben labilen Lebens auseinander, wenn die Calvin Klein Unterhose, die tägliche Großformatzeitung und eine Gold Card (American Express, Sponsor der Ausstellung) Sein und Nichtsein zu ordnen vermögen. Ganz nach dem Motto: Ich trage es, also habe ich zu sein.

Der Besucher bewegt sich in einem Rundgang. Im ersten Raum der Ausstellung sind vorwiegend historische Gegenstände zu sehen; Macht und Privilegien werden dokumentiert. Unter anderem können königlich verzierte Pontifikalschuhe, die Knabenrüstung von Ferdinand Karl (1628-1662), ein reich besetztes Brustkreuz (1771) und eine kunstvoll bearbeitete Steinschlossflinte aus dem 18. Jahrhundert bewundert werden.

Abgrenzungen

Die Ausstellung führt durchaus mit Ironie die mondäne Flasche Champagner, das unmodischste Schuhwerk schlechthin, die Birkenstock-Sandale, den weißen Arztkittel und das Sonnenschirmchen der flanierenden Sonntagswelt ein, um auf gültige Möglichkeiten anzuspielen, die erlauben, sich der Statussymbole zu bedienen, um Distanz und klare Abgrenzung zu schaffen.

Stühle als "Bausteine unserer sozialen Architektur" (Hajo Eickhoff) stellen ebenso "Verkörperungen" von Rangordnungen dar, die einladen, hinterfragt zu werden, wie auch im dritten Ausstellungsraum eine Reihe von Kopfbedeckungen. Zur Schau gestellt sind unter anderem eine Allongeperücke aus dem 17. Jahrhundert für die kahlen Köpfe am Hof, ein schwarzer Zylinder für die "neuerungssüchtigen" Männer von damals und die Kangol-Mütze, mit der man zum Rapper avanciert.

Die Sprache, hörbar belegt mit einem Filmzitat aus dem Musical "My fair Lady", gibt - so ist da zu lesen - in ihrem Ge-brauch, ihrer Wahl und ihrem Fremdwortgehalt (Anglizismen) Auskunft über Herkunft, soziales Fortkommen und über so manche "Allerweltshaltung". "The Must" weiß es eben auch.

Im letzen Raum erinnert das Triumvirat Pastoralstab, (Damen-)Golfschläger und Jagdmuskete an einen Regiestreich im diesjährigen Sommer. Mit den diffizilen und vielschichtigen Statussymbolen der Gegenwart, Handy, Rolexuhr, Prada Tasche und passendem Wagenschlüssel (Mercedes Benz, weiterer Sponsor der Ausstellung) wird mondän diese Welt kategorischer Eitelkeiten geschlossen. Einmalige perspektivische Unterbrechung des Ausstellungskonzeptes: In einer der Schauvitrine am Ende des Rundgangs liegen zwei Eintrittskarten zu den Salzburger Festspielen; gespielt wird JEDERMANN.

THE MUST - Über Statussymbole,

Kleiderordnungen und Eitelkeiten

Landesmuseum Joanneum Graz

8010 Graz, Neutorgasse 45

Bis 16. März 2003

Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr

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