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Berliner Experimente

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Peter Weiß war bekannt als Verfertiger von Experimentalfilmen, Collagen, Essays, Romanen. Jetzt stellte ihn die Werkstatt des Berliner Schillertheaters als Dramatiker vor. „Nacht mit Gästen“ soll verstanden werden als ein „erster neuartiger Versuch mit dem alten Kasperle-Theater der Schaubude“. Nun hat Cocteau, der ja auch sehr viele verschiedene Dinge konnte, Ähnliches mit seinem „Armen Matrosen“ gezeigt. Peter Weiß ist derber, weniger elegant in Handlung und Sprache, näher auch bei der Grausamkeit der Holzpuppen. Immerhin: man unterhielt sich gut — ein Verdienst zunächst des Beckett-Regisseurs und Pantomimen Deryk Mendel. Ob Weiß länger als eine halbe Stunde vergnügen kann, muß erst sein Stück über den Marquis de Sade zeigen, das im Großen Haus vorbereitet wird.

Eine zweite Uraufführung der Werkstatt galt dem 1931 geborenen Amerikaner William Hanley, dessen beide Einakter „Mrs. Daily hat einen Liebsten“ und „Heute ist Unabhängigkeitstag“ zusammen ein Stück bilden. Aus feinen Tupfen setzt er seinen Dialog, braucht nicht _ mehr . als zwei Spieler auf der Bühlif und/erreicht'.^roif'cle'm eine hohe Spannung. Au amerikanischer Umgangssprache destilliert er Poesie, nahe bei Lorcas Yerma; sein Stück ist dicht und tragisch, verwandt mit O'Neill — und doch von köstlicher Naivität. Die ausgezeichnete Aufführung brachte das Inferno einer zerbrochenen Ehe und ünge-brpehene Kindlichkeit, fahrlässige Tötung , ynef rejjiies ' Rammefspier ztttn Einklang: ein Strindberg mit.fchajmu. „„

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