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Dissonanzen und Lautmalerei

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Ein Gustostückerl für Filmgourmets bietet „En Compagnie d Antonin Artaud” („Meine Zeit mit Antonin Artaud”). Das einfühlsame Porträt von Regisseur Gerard Mordillat nähert sich der außergewöhnlichen Persönlichkeit des bedeutenden Theatertheoretikers der dreißiger Jahre, Antonin Artaud (1896 - 1948). Als Filmvorlage diente das gleichnamige Tagebuch des Autors Jacques Prevel (1915 - 1951).

Umrissen werden die letzten zwei Lebensjahre Artauds (Sami Frey) aus der Sicht des jungen Dichters Jacques Prevel (Marc Barbe). Nach acht Jahren Internierung in einer Nervenheilanstalt lebt Artaud ab 1946 in einer offenen Abteilung einer Klinik im Pariser Vorort Ivry. Für den jungen erfolglosen Prevel wird die Begegnung mit Artaud zum Meilenstein seines restlichen Lebens. Voll Bewunderung für den großen Künstler begleitet er ihn bis an sein Lebensende und macht akribische Aufzeichnungen.

Gezeichnet von schwerem Leiden und Drogen, die ihm die Schmerzen lindern - die Folgen einer Hirnhautentzündung mit fünf Jahren überschatteten sein ganzes Leben - strebt Artaud unerbittlich nach künstlerischer Formvollendung. Eindrucksvoll wird seine

Definition der Sprache in der Probe mit einer Schauspielerin demonstriert. Unermüdlich wird rezitiert, um die Perfektion in der richtigen Betonung zu erreichen.

Nach Artauds „Theater der Grausamkeit” soll Sprache mit Dissonanzen, Assonanzen und Lautmalerei auf die Emotionen und das Unbewußte des Zuschauers wirken. Nicht nur Wirkung, sondern Betroffenheit durch direkte Konfrontation soll beim Zuschauer hervorgerufen werden, denn Theater ist für Artaud ein Moment des Lebens, Ausdruck seiner chaotischen, zerstörerischen Ursprünglichkeit.

(Ab 9. März in französischer Originalfassung mit englischen Untertiteln im Votiv Studio: 1090 Wien, Währinger Straße 12, Telefon: 317 35 71 sowie demnächst in den ORF „Kunststücken”.)

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