Abtritt in gewohnter Exaltiertheit

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Gerade weil Daniel Day-Lewis so wenig Interesse an Öffentlichkeit zeigte, ist seine Laufbahn umso mehr mit Anekdoten durchsetzt. Darunter etwa jene, wie der gefallene Hollywood-Mogul Harvey Weinstein und Leonardo Di Caprio ihm seinen späteren Oscar-Part in "Gangs of New York" anbieten wollten. Sie spürten ihn dazu in Florenz auf, wo er als Lehrling exakt jenes Schusters arbeitete, der seinen Londoner Herrenausstatter belieferte.

Im Reich der Bekleidung mag die Karriere eines der eindrucksvollsten Schauspieler der Zeit nun auch ihr Ende finden -der 60-jährige Day-Lewis gab vergangenes Jahr bekannt, sich nach "Der seidene Faden" zurückzuziehen. Er gibt darin einen Damen-Couturier namens Reynolds Woodcock, der im England der 1950er ein Gefangener seiner selbst ist. Das Werk aus Ideen und Umsetzung muss laufen wie eine gut geölte Maschine, hochrangige Kundinnen versorgt, Reynolds' Kopf frei von lästigen Störfaktoren gehalten werden.

Diese Aufgabe fällt besonders dem "alten Haus" zu, seiner Schwester, die jegliche Ambitionen auf ein eigenes Leben dafür hintangestellt hat. Argwöhnisch fällt deshalb ihr Blick auf die Frau, die Reynolds von einer kurzen Flucht vor besagter Maschine anschleppt. Die Kellerin Alma ist mehr als nur eine weitere Muse, die am Ende von der Schwester mit einem Kleid abgefertigt wird. Damit auch er das erkennt und um ihn vor der eigenen Erschöpfung zu bewahren, greift Alma zu einem drastischen Hausmittel.

Für die extremen Zustände seiner Charaktere sucht sich Regisseur Paul Thomas Anderson eine gediegene, zelebrierte Verpackung aus, die genauso Geschmackssache bleibt wie die eigentliche Erzählung.

Ein akzeptabler, wenn auch nicht gerade aufregender Film

Vom Schnitt her steht der Film zwischen den Stühlen -langatmig einerseits, andererseits mit dem Gefühl behaftet, dass manche vorgesehenen Puzzlestücke entfernt wurden. Eines davon betrifft Alma, die Rolle der Luxemburgerin Vicky Krieps, die sich ebenso wenig in den Schatten stellen lässt wie Lesley Manville als dritte im Dreieck des Hauses Woodcock.

Und Daniel Day-Lewis? Er tritt mit einer schön exaltierten, wenngleich nicht furiosen Darbietung in den Ruhestand -in einem akzeptablen, aber auch nicht gerade aufregenden Film.

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