Andrea lasst sich scheiden.jp - © Filmladen

„Andrea lässt sich scheiden“: (Un-)Ordnung auf dem Land

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In seiner zweiten Regiearbeit beweist Josef Hader auch als Filmemacher erstaunliche Reife.

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In seiner zweiten Regiearbeit beweist Josef Hader auch als Filmemacher erstaunliche Reife.

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Ja, die oberösterreichische Landeshymne verlegt er als Titelmelodie in niederösterreichische Landschaft. Für einen an der Grenze zu Oberösterreich Geborenen ist das eine lässliche Sünde, und der unglaubliche Text, der die Beziehung des Bewohners zu seiner Heimat mit „Hünderl“ und „sein’“ Herrn in Verbindung bringt, ist jenseits wie diesseits der Enns gleichermaßen gültig wie unglaublich. Aber die Kreisverkehre belässt er in Mikl-Leitner-Land: „Andrea lässt sich scheiden“ ist – nach „Wilde Maus“ (2017) – die zweite Regiearbeit von Josef Hader. Und was den Witz, die Lakonie, aber auch die genaue Beobachtung betrifft, zeigt sich der Schauspieler und Kabarettist auch als Filmemacher von einer erstaunlichen Reife.

„Wir in der Stadt sind deformiert von zu vielen Menschen, die derselben Meinung sind wie wir. Und vielleicht auch noch dieselbe Zeitung lesen. Und am Land wird man deformiert von Menschen, die ganz eine andere Meinung haben, mit denen man sich aber nicht zerstreiten will.“ Das meinte Josef Hader im FURCHE-Interview zu seinem Film um die Dorfpolizistin Andrea (Birgit Minichmayr), die sich nach St. Pölten versetzen lassen will, frei nach dem Motto: „Die Frauen ziehen weg, und die Männer werden immer komischer.“

Also: Andrea (Minichmayr at her best) will in die große kleine Hauptstadt, und Kollege Georg (Thomas Schubert) bleibt ebenso zurück wie Ex-Mann Andi (Thomas Stipsits) sowie Religionslehrer und Alkoholiker Franz (Hader), nebst Tierarzt, suizidalem Bauern und ähnlichen Trauergestalten unterm Landvolk.

Doch Ordnungshüterin Andrea gerät in einen vom Gesetz ganz und gar nicht gedeckten Strudel samt versuchter Vertuschung: Glück und Tod, aber auch Zukunft und Abgrund sind auf dem Land wie sonst wo auf der Welt näher beieinander, als einem Menschenkind lieb sein kann: ein österreichischer Film, für den es sich lohnt, ins Kino zu gehen.

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