Anne Clark: ein eigener Planet

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Es ist noch gar nicht lange her, da geisterten Unmengen von Lyric-Clips als kurzlebige Mode über die Musikvideokanäle. Kurzlebig, weil alle auf diesen Zug aufsprangen und ihn abnutzten, besonders aber, weil die Texte durch ihre Einblendung eine Aufgabe bekamen, der sie innerhalb des Songs oft nicht gewachsen waren. Bei der Dokumentation "Anne Clark -I'll Walk Out Into Tomorrow", die auch einen Hang für diese Technik hat, ist der Fall etwas anders gelagert: Das Werk der Musik-Ikone kreist um die Synthese von "Spoken-Word"-Lyrik und stilistisch wechselnden Begleitungen.

Nahebeziehung zu Rilke

Kurzzeitig war die 1960 in London geborene Britin auch mitten im Hitparaden-Geschäft. Die Episode mit bitterem Ausgang und darauffolgender Erneuerung stellt Regisseur Claus Withopf an den Beginn eines Films, der sein über zehn Jahre hinweg angehäuftes Material als Gedankenfluss ordnet. Auf Wegbegleiter verzichtend, formt er Anne Clark als monolithische Erscheinung heraus, die zwischen den Auftritten und visualisierten Songs ihre Erfahrung teilt: über die Explosion von Punk und New Wave, die das undurchlässige britische Klassensystem ins Wanken brachte. Über ihr altes Arbeiterviertel und den modernen Wohnblock, der sie zu ihrem größten Erfolg "Sleeper in Metropolis" inspirierte. Zur Sprache kommen ihre Nahebeziehung zu Deutschland, vor allem zu Rainer Maria Rilke, dessen Gedichte sie vertonte, das Verhältnis zur Sexualität oder zu Spiritualität und Religion. Ansätze allesamt zur Ergründung der Arbeiten einer reflektierten Persönlichkeit. Besonders eines erreicht der Film dabei: Er stellt Einsteiger wie Fans in gleichem Maße zufrieden.

Anne Clark - I'll Walk Out Into Tomorrow D 2017. Regie: Claus Withopf. Filmladen. 81 Min.

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