Barbie - still - © Warner

„Barbie“: Popkulturelle Subversion, gelungen

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Die Autorin Alexandra Zawia über die Real-Verfilmung der Barbie-Zuckerwattenwelt, über die die Suche nach dem Woher, Weshalb und Warum hereinbricht.

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Die Autorin Alexandra Zawia über die Real-Verfilmung der Barbie-Zuckerwattenwelt, über die die Suche nach dem Woher, Weshalb und Warum hereinbricht.

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Mit Geschichten über stürmische, eigensinnige Frauen („Frances Ha“, „Little Women“) wurde Greta Gerwig als Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin bekannt und für „Lady Bird“ 2017 zudem für einen Oscar nominiert. Mit Ehemann Noah Baumbach verfasste sie das Drehbuch zu „Barbie“. Einer „Truman-Show“ gleich leben die „Stereotypische Barbie“ (Margot Robbie), die blondeste und klischeehafteste von allen, und Ken (einfach toll: Ryan Gosling) in der pinken Barbie-World, in der auch Astronauten-Barbie, Rollstuhl-Barbie, Nobelpreis-Barbie, Plus-Size-Barbie etc. und weitere unzählige Kens in ihren Puppenhäusern durch die Gegend stöckeln oder schweben. Ihrem Dauerlächeln geschuldet, ist jeder Tag „der beste Tag ever“, bis Barbie plötzlich der Gedanke an den Tod einschießt. Die Suche nach dem Woher, Weshalb, Warum setzt eine Geschichte in Gang, in der die Figuren allmählich ein Bewusstsein für sich selbst und für die Gesellschaft entwickeln, die sie geschaffen hat - und sie kritisch betrachten. Bevor die Ebenen ineinander fallen, müssen Barbie und Ken aber nach Venice Beach – „von einer Welt aus Plastik, in die andere Welt voll Plastik“. Eine Reihe gelungener popkultureller Subversionen ist die Folge; sehr schön wird mit toxischer Männlichkeit und Homophobie gespielt. Komödien-Gott Will Ferrell ist der CEO von Mattel und (somit) im Vorstand des kapitalistischen Patriarchats. Heimlicher Höhepunkt dieses Films, der trotz aller Ironie auch ein Werbeclip für Mattel ist, ist die Dekonstruktion des Welthits „Push“ aus dem Jahre 1997, der als Hymne aller Incels herhalten muss. Geboren aus der Illusion der Perfektion, wird Gerwigs Barbie menschlich, aber nicht durch die Veränderung ihres Äußeren, sondern durch ihre Innenschau, indem sie, frei nach Leonard Cohen, zeigt, dass rein gar nichts an dem Riss vorbeiführt, den es immer braucht, damit das Licht reinfällt.

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