Belastungstest für den Verschrobenen

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Zwischen ihrem Programm-Richtungsstreit und einer Industrie, die sich der #MeToo-Debatte stellen sollte, setzte die Berlinale heuer im Februar auf einen Stammgast, um einen freundlichen Auftakt zu haben -und ihren ersten animierten Eröffnungsfilm überhaupt: Wes Andersons "Isle of Dogs -Ataris Reise". Fürs Festival richten sollten es der absurde Humor und die verschrobene Originalität des Amerikaners, die auch Melancholisches und Tragisches auf muntere Weise erzählen können.

Sein neuestes Werk ist für diese Kombination der bislang größte Belastungstest, denn er präsentiert darin ein sehr gegenwartsbezogenes Zukunftsmärchen, das vorm kurzen Weg vom Populismus zum Massenmord warnt. Ort des Geschehens ist der städtische Moloch Megasaki, in dem der Bürgermeister gegen Hunde als Wurzel allen Übels hetzt. Die Grippe, die unter den Vierbeinern grassiert, nutzt er, um sie allesamt auf die nahe Müllinsel zu verbannen, als ersten gleich das Haustier seines Mündels und Neffen Atari. Letzterer stürzt Monate später auf der Suche nach seinem Freund über dem Eiland ab, wo verwildert und niesend ums Überleben gekämpft wird.

Japanophile Anklänge

Während Atari ein Grüppchen Hunde findet, das ihn quer durch die feindliche Welt begleitet, kommt in Megasaki der Wissenschaftler, der an einem Heilmittel arbeitete, zu Tode, und werden die letzten Details zur Ausrottung der Verbannten festgesetzt. Die letzte nicht verstummte Gegenmeinung kommt von einer Schülerzeitung, die über die Hintergründe des Hundehasses recherchiert. Das Trommeln des Soundtracks und japanophile Anklänge stützen diesmal den unverkennbaren Stil von Anderson, der "Isle of Dogs" viel opulenter anlegt als seinen ersten Stop-Motion-Film, "Der fantastische Mr. Fox". Wenn es um erwachsene Animation geht und jene für Kinder ausgelegte, setzt er sich hier in einen Zwischenbereich.

Bemüht, doch manchmal beleidigend schlicht will er über das Thema Holocaust sprechen, kann trotz der Aufmachung aber nicht groß zur jüngeren Klientel durchdringen. Sogar Wes Anderson sind Grenzen gesetzt -zwar nicht bezüglich gestalterischer Kleinode, von denen es wieder genug gibt, aber darin, rein alles seinen so freundlichen Marotten zu unterwerfen.

Isle of Dogs - Ataris Reise (Isle of Dogs) USA/D 2018. Regie: Wes Anderson. Centfox. 101 Min.

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