7114047-1996_08_19.jpg
Digital In Arbeit

Besuch aus dem Unbewußten

Werbung
Werbung
Werbung

Ich kann die Gestapo nur jedermann aufs beste empfehlen". Was Sigmund Freud seinem Visa-Antrag anfügte, erscheint als Grundsatz des Stücks „Der Besucher" des 36-jährigen französischen Autors Eric-Emmanuel Schmitt, das in der feinnervigen Inszenierung von Helga II-lich zur deutschsprachigen Erstaufführung gelangte. Obwohl sich Schmitt nicht genau an historische Fakten hält - so ist Freud mit Anna allein, als diese von einem Gestapo-Mann (authentisch verkörpert von Alfred Schedl) abgeholt wird - legt er Freud Sätze aus Irving Stones Freud-Biographie in den Mund.

Statt an seine Frau Martha richtet Freud diese an einen plötzlich aufgetauchten Unbekannten (exzellent dargestellt von Alexander Lhotzky). Ob es sich um einen Geistig-Kranken oder einen verzweifelten Fantasie-Gott aus Freuds Unbewußtem handelt, der den Atheisten bekehren will, bleibt ungeklärte Pointe, denn er arbeitet gerade an seinem letzen Buch „Der Mann Moses und die monotheistische Religion". Ungeklärt bleibt auch, wie Anna in der künstlich forschen Darstellung von Gabriela Hütter den Nazis hätte entkommen können. Die Stärken des Stücks liegen im Ausprobieren von Eventualitäten, das Helmut Wiesner und Alexander Lhotzky aufs beste beherrschen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung