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Biedermann in Not

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Was ist, wenn die Figuren eines Stücks erkennen, daß sie Figuren sind, was, wenn die Frage gestellt wird, „Wer weiß denn, was wirklich ist?" Dann wohnt man einem Stück von Woody Allen bei. Im Wiener Volkstheater, wo man die beiden Stücke „Gott" und „Tod" (bekannt von der Verfilmung „Shadows and Fogs") zur Aufführung brachte, blieb von Allens Pointen im ersten Teil des Abends kaum etwas übrig. Zwei antike Klamauk-Griechen, der Schauspieler Diabetes (mit trockenem Witz verkörpert von Hakon Hir-zenberger) und der Schriftsteller Hepatitis (Hannes Gastinger) versuchen sich im Spiel der Vermischung von Termini aus der Philosophie und der Theatersprache als Klärer philosophischer Fragen. Auch Doris, die Philosophiestudentin (Magdalena Felixa) weiß keine Antwort auf die Frage „Ist Freiheit Chaos?". Dies läßt sich in be-zug auf die Aufführung bejahen. Denn sobald sich das Stück in der Regie von Andreas Vitasek von seinem Autor emanzipiert hat, bleibt nichts als das Nichts übrig. Das Gegenteil ist der Fall, wenn sich in „Tod" (Regie Hakon Hirzenberger) Andreas Vitasek Woody Allens Part, des biederen Bürgers Kleinmann, annimmt. Bar jeder Kopierfreudigkeit spielt er den feigen Bürger, der jeder Schwierigkeit aus dem Weg gehen will, den Sündenbock, wie nur ein Vitasek ihn spielen kann: naiv, nervös, natürlich. Wenn der Biedermann in Not dann auch noch witzig sein soll, bleibt dem Zuschauer ob der beklemmenden Stimmung des Stücks das Lachen im Halse stecken. Und das soll es auch, denn am Ende wird der zu Beginn verdächtigte Kleinmann selbst zum Opfer.

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