Gipsyqueen - © Foto: Lunafilm

Boxen um ein besseres Leben

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In Hüseyin Tabaks viertem Spielfilm „Gipsy Queen“ spielt Alina Serban die Romni Ali, die mit ihren zwei kleinen Kindern von ihrem Vater und der Roma-Gemeinschaft verstoßen wurde und nun alleine in Hamburg versucht, halbwegs über die Runden zu kommen. Als sie als Gläsersammlerin im Nachtklub „Ritze“ zu arbeiten beginnt, wird der Chef, Tanne (Tobias Moretti), schnell auf sie aufmerksam.

Ehemals ein Boxtrainer, beschäftigt sich Tanne mittlerweile lieber mit Saufen und Vielweiberei, den Boxring im Keller seines Lokals gibt es aber noch. Ali und Tanne sehen, jeder für sich, plötzlich eine kleine Chance auf ein besseres Leben. Neben Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“, für den Hilary Swank als boxende Hauptdarstellerin vor mittlerweile 15 Jahren den Oscar gewann, gibt es wenige andere bemerkenswerte Filme über Frauen im Boxring. Tabak fächert Alis Geschichte etwas auf und inkludiert ein paar Facetten über den späteren Alltag ihrer beiden Kinder in einem wenig „Ausländer“freundlichen Norddeutschland. So vorhersehbar sich die Geschichte insgesamt entwickelt, so bemerkenswert ist dennoch Serbans Darstellung der Ali.

Lakonisch, aber intensiv gibt sie der Figur bestmögliche Tiefe und Profil. Das ist nicht ganz einfach angesichts der kitschigen, sentimentalisierenden Flashbacks, die Tabak ohne Rücksicht auf Verluste einsetzt. Aber auch die Gegenwartsszenen leiden unter schwerer Last: Holzschnittartig und banal bleiben alle anderen Figuren, unnatürlich die Dialoge. Sozialrealistisches Kino bewegt sich immer entlang eines schmalen Grats zum Kitsch einerseits und affirmativer Stereotypisierung andererseits und nur wenige schaffen die Balance. Auch „Gipsy Queen“ gelingt das eher nicht.

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