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Brecht als Revue

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Rührend-schön ist die Liebesgeschichte zwischen Polly Pea-chum und Mackie Messer, der bald unter dem Galgen endet. Daß es in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper" um die Verelendung des Volkes im Deutschland der Zwischenkriegs-zeit geht und deshalb organisierte Bettlertrupps , die Kämpfe rivalisierender Verbrecherbanden, die Kungelei von Verbrechern mit Polizei-chefs einschließlich der Kontakte ins Botlicht-Milieu heute nicht mehr aktuell wären, kann wohl nur ein Begisseur meinen, der angetreten ist, ein kleiner Jerome Savary zu werden.

Was da grundlos auffährt und wieder verschwindet (überlebensgroße nackte Männer beispielsweise), den

Schauspielern Mühe macht (ein als hohle Uhr gebaute Gefängniszelle für Mackie beispielsweise) soll wohl von einem Text ablenken, an dessen Wirkungskraft man nicht mehr glaubt. Vivienne Westwoods Kostüme sind da nur noch der Tupfen auf dem i, reizvoll anzusehen zwar, aber ebensoweit von Brecht entfernt wie die Üppigkeit der Weill-Songs, deren Reiz gerade in ihrer schneidenden Kargheit bestehen müßte.

In Fritz Schediwy hat Paulus Man-ker einen weich-verraunzten Ma-cheath, dessen Wortundeutlichkeit wirklich ein Problem ist, Maria Happel und Johann Adam Oest könnten als Polly und Polizeichef Brown eine erstklassige Besetzung sein. Martin Beinke, Susanne Tremper, Ingrid Ca-ven tun das ihre.

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