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„Der Palast des Postboten“ – Hommage an einen Phantasten

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Der Autor Walter Gasperi über den „Der Palast des Postboten“ von Nils Tavernier.

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Der Autor Walter Gasperi über den „Der Palast des Postboten“ von Nils Tavernier.

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Der im Südosten Frankreichs gelegene „Palais idéal“ ist heute eine Touristenattraktion, die jährlich von über hunderttausend Menschen besucht wird. Zu Lebzeiten galt aber der Postbote Joseph Ferdinand Cheval (1836– 1924), der dieses Bauwerk in jahrzehntelanger Handarbeit schuf, als verrückt. Nils Tavernier fokussiert in seinem rund 50 Jahre umspannenden Biopic „Der Palast des Postboten“, in das Zeitumstände wie die Dreyfus-Affäre oder der Erste Weltkrieg nur am Rande einfließen, ganz auf seinem Protagonisten. Er setzt diesem Phantasten ein großes und bewegendes Denkmal und feiert sein bedingungsloses Festhalten an seinem Traum. Großartig spielt Jacques Gamblin Cheval als einen Mann, der nicht in der Lage ist, seine Gefühle zu zeigen, im Innersten aber doch intensiv fühlt. Keine Träne mag ihm da beim Begräbnis seiner ersten Frau kommen, aber sein ganzer Schmerz wird spürbar, wenn er sich nach dem Tod seiner Tochter verzweifelt in einen Fluss stürzt. Wenig scheint er auch für seine von Laetitia Casta gespielte zweite Frau zu empfinden, doch spürbar wird bei einem letzten Gespräch, wie dankbar er ihr ist und wie innig er sie liebt. So erzählt Tavernier in dem stimmig ausgestatteten Film auch bewegend eine Familiengeschichte und bietet in den weiten Wegen Chevals, der in 30 Dienstjahren zu Fuß fünfmal die Erde umrundete, ohne je seine Region verlassen zu haben, mit beeindruckenden Totalen der prächtigen Landschaft und den sich ändernden Jahreszeiten auch einen visuellen Genuss.

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