Die erste Rock-’n’-Roll-Welle ist über Wien dahingebraust, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Zwar soll es bei den Ausscheidungskämpfen im Messepalast, nach zuverlässigen Berichten, recht lebhaft zugegangen sein, und auch die Veranstaltung im Konzerthaus am vergangenen Sonntag war an Lautstärke kaum zu įiber- bieten. Aber, immerhin- die Decke ist nicht eingestürzt, und auch die Einrichtung der Kinos, in denen die zwei Rock-’n -Roll-Filme gezeigt wurden, blieb unbeschädigt. Die Wiener lugend, einschließlich der vielgelästerten Halbstarken, hat sich gegenüber diesem internationalen Rummel als fast immun erwiesen.
Was hat aber die jungen Leute anderwärts so außer Rand und Band gebracht? Die Musik zu dem berüchtigten Schlager (die sicher die Hauptsache daran ist) können wir leider nicht reproduzieren. Aber wir haben — als unkurierbare Intellektuelle und darauf versessen, jeder Sache auf ihren geistigen Grund zu kommen — uns den Text zu der Musik besorgt, den wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Er lautet (in der deutschen „Nachdichtung” von Fritz Seeger und H. Doll):
„Kurz vor Mitternacht hat’s gekracht, bum!
Rings wird gleich alles wach von dem Krach, bum!
Das war doch weder ein Knall noch ein Fall, bum!
Das war zum Glück nur Jonnys Tanzmusik.
1. Wenn der Jonny spielt und Jonny singt, und sein heißer Song durch die Straßen klingt, gibt’s keine Ruhe mehr, weil’s jeden packt, und selbst die Feuerwehr hupt mit im Takt.
Der Polizist vergißt, daß er dienstlich ist, und singt.
2. Wenn der Jonny tanzt und lonny singt, wenn das Schlagzeug rast, und sein Lied erklingt, dann sagen groß und klein:
Hört alle zu, das kann nui Jonny sein im Kakadu! Der Pessimist vergißt, daß er böse ist, und singt.”
Nein, böse sind wir nicht (falls Jonny uns nicht gerade aus dem Schlaf aufstört). Auch nicht verwundert. Fast genau so haben wir uns den Text zu der Musik vorgestellt!
