Diner mit Verwicklungen

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Dass das festliche Abendessen einen kurzweiligen Rahmen zur Verspottung menschlicher Schwächen bietet, haben Filme wie "The Dinner" und "The Party" vor Augen geführt. Hinter geschlossener Tür und in vertrauter Atmosphäre, bei superben Weinen und Speisen gleiten harsche Worte flüssiger von der Zunge. In der Verwechslungskomödie "Madame" ist es nun ein Dienstmädchen, das ihre Arbeitgeberin dazu bringt, die Maske fallen zu lassen. Weil die abergläubische Anne Fredericks nicht 13 Gedecke auftischen lassen will, muss Maid Maria als Gast einspringen.

Hausherrin und Dienstmädchen

Doch die brilliert und betört, entgegen der Absprache, mit ein wenig exzentrischem Auftreten und frivolem Geplauder (von Rossy de Palma mit farbenreicher, lebendiger Frische dargestellt). So will sich Kunsthändler David Morgan umgehend mit ihr verabreden.

Amanda Sthers' Inszenierung des Diners gibt der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsform Gestalt. Das Ehepaar Fredericks vertritt ein international agierendes, kultiviert-liberales Unternehmertum, das seine Geschäftsbande damit festigt, dass es privat empfängt. Dabei markiert die Kontrastierung von Hausherrin und Dienstmädchen, wie die soziale Abgrenzung und die sexuelle Konkurrenz unter Frauen mit Hilfe der "feinen Unterschiede" reguliert wird.

Während der Zuschauer mit Genuss an Marias Verkleidung und der satirischen Entlarvung der "falschen" Gesellschaft teilnimmt, verliert der Film aber an spöttischer Dichte, wenn er danach verfolgt, wie die düpierte Gastgeberin ihr Dienstmädchen wieder in dessen soziale Schranken verweist. Und schade, dass er sein aufmüpfiges, satirisches Potenzial nicht stärker nutzt, um die Kompliziertheit einer unstandesgemäßen Liebe auszuleuchten.

Madame F 2017. Regie: Amanda Sthers. Mit Toni Collette, Harvey Keitel, Rossy de Palma, Michael Smiley. Constantin. 92 Min.

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