Ein Amerikaner in Paris

Wright Morris, eine vereinzelte Erscheinung in der amerikanischen Literatur, pflegt einen Stil, der seine Modernität nicht durch extreme Verwendung einsilbiger Wörter und einfältiger zweideutiger Situationen beweist. Romane wie „Die Gläserne Insel“, „Liebe unter Kannibalen“, „Unterwegs nach Lone Tree“ sind ironische Abhandlungen der Ergebnisse genauer Beobachtung verschiedener amerikanischer Gesellschaftsreisen und zugleich auch parodierende Formexperimente, allerdings in der Paraphrase wie in der Ironie von einer seltenen Delikatesse.

Der vorliegende Roman behandelt die zweite Verehelichung eines älteren amerikanischen Universitätsprofessors, dessen erste Frau, eine Amerikanerin griechischen Ursprungs und fast griechischen Temperaments, gestorben ist und eine Art emotionellen Vakuums zurückgelassen hat, das Professor Soby unter seinen Schülerinnen die Anziehung der Abgeklärtheit verschafft. Auf einer Reise nach Venedig lernt ein paar ältere amerikanische Lehrerinnen kennen. Sie verführen ihn zu einer Reise nach Griechenland, um die Nichte einer von ihnen vor den Absichten eines italienischen Malers zu schützen. Soby, obwohl er gelernt hat, mit Schülerinnen umzugehen, verfällt dennoch der Ausgelassenheit der Nichte und führt aus Griechenland — eine typische Amerikanerin als Frau heim — Miß Nausikaa. Beschreibung und Dialog des Romans sind voller literarischer Anspielungen, und auch die Personen, Miß Nausikaa, der Wiener Photograph Perkheimer, Miß Throop, der Kater Aschenbach, haben, abgesehen von ihrer realen Rolle in der Handlung des Romans, eine gewisse mythologische Bedeutung. Dennoch bleibt die Ironie des Autors und seine erzählerische Brillanz gegenüber seinen anderen Werken etwas zähflüssig und letztlich nicht ganz schlüssig, weder als Darstellung amerikanischer College-und Reisesitten noch als doppelbödige Liebesgeschichte.