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Ein aussichtsloser Kampf

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Der zum Kultautor avancierte Leon de Winter schreibt diesmal über Chassidismus und Kapitalismus und spart dabei nicht an Pointen.

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Der zum Kultautor avancierte Leon de Winter schreibt diesmal über Chassidismus und Kapitalismus und spart dabei nicht an Pointen.

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Max Breslauer, 36 Jahre alt, einige Pfunde Übergewicht - fast schon ein Markenzeichen von Leon de Winters Figuren - ist „vernarrt“ in seinen „anthrazitgrauen Porsche 928 S“. Daß er aber auch mit ihm nicht vor dem Erbe seines Vaters flüchten kann, wird zur bitteren Erkenntnis an einem Sabbath- Morgen. Unterwegs in sein Büro, auf der Jagd nach dringenden Geschäften, stellt sich ihm plötzlich eine Chassidenfamilie in den Weg. Breslauer kann gerade noch bremsen,

dennoch verletzt er einen kleinen Jungen am Bein. „Wenn Sie ein Jude sind, was tun Sie dann am Schabbes- morgen in einem Porsche?“, „Das Auto des Herrn Professor Porsche, der für Herrn Hitler den Volkswagen gebaut hat?“. Diese beiden Sätze lassen ihn nicht mehr los. „Ich war ein Jude im Porsche: Ich war ein Ungeheuer, ein Wesen mit Flügeln und Flossen, das weder fliegen noch schwimmen konnte“. Max Breslauer erkennt, daß er, stets auf der Hut, es seinem Vater gleichzutun, diesen sogar noch an Härte im Geschäftsleben übertrumpfte. Nicht genug damit,

daß er dessen Geliebte übernimmt, glaubt er, SuperTex, das von seinem Vater geerbte Textilunternehmen, zu einem immer größeren Imperium machen zu müssen. Der Kampf mit dem Vater wird zu einem Kampf mit dessen Erbe, bis er einsieht: „Ich würde mich nicht mehr dagegen wehren“. Winters Pointen machen diese jüdische Familiensaga zu einem höchst vergnüglichen Roman.

SUPERTEX

Von Leon de Winter. Aus dem Niederländischen von Sibylle Mulol Diogenes Verlag, Zürich 1994.

272 Seiten, öS 281,-.

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