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Kein Quizmaster hätte es gewagt, nach dem Chocö zu fragen. Denn selbst die Kolumbianer besaßen nur eine sehr vage Vorstellung von ihrer Pazifikprovinz, die zu den verges-sensten und vernachlässigsten Regionen der Welt zählt. Die bedeutungsvolle Herbstreise des kolumbianischen Expräsidenten Alberto Lleras nach Washington brachte den großen Umschwung: er »trug die Pläne eines Projekts in der Tasche, das die Zukunft der Chocö-Provänz und Kolumbiens verändern wird. Das Sensationelle an dem technischen Vorhaben — eine neue interozeanische Verbindung — ist jedoch ein fast zufälliges Nebenprodukt.

Der vergessene Choc6 mit seinen 50.000 Quadratkilometern schien bisher allein in den RegenstaiMstiken auf. Nur Teile von Birma kennen eine höhere Niederschlagsquote. Die Regenfälle im Chocö betragen jährlich sieben bis zehn Meter. Spanische Eroberer hatten afrikanische Neger hereingeschifft, um die reichen, jedoch schwer zugänglichen Goldminen ausbeuten zu lassen. Die spanische Herrschaft zerfiel, die Neger blieben. Wie in anderen entlegenen Regionen des Kontinents zerbricht auch am Chocö der Mythos von der „raza cosmioa“: die Neger der Provinz leben in strenger Abgeschiedenheit von den Indianerstämmen, die am Ufer der Mäanderflüsse ein kümmerliches Leben fristen. „Cholo“, die gebräuchliche Bezeichnung für den Ureinwohner, gilt unter den schwarzhäutigen Chocö-anern als derbes Schimpfwort.

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