Fast Fargo, fast Levittown

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Vorstadt ohne Idylle

George Clooney verfilmte in "Suburbicon" ein Drehbuch der Gebrüder Coen.

Die Erinnerung reduziert alles. Gut möglich, dass von der düsteren Moralkomödie "Suburbicon" nur ein Satz übrig bleibt: "Aruba ist ein holländisches Protektorat." Nicht weil er geistreich wäre oder alles auf den Punkt bringen könnte, sondern durch die Plumpheit, mit der er wiederholt wird.

Durchschaubar ist in diesem Venedig-Wettbewerbsbeitrag vieles, auch wenn er anfangs rätseln lassen will. Eines Nachts stehen zwei Männer im Wohnzimmer von Nickys Familie. Sie kosten den Moment aus, dass alle in ihrer Gewalt sind, betäuben die Opfer. Nickys Mutter (Julianne Moore) kommt dabei ums Leben. Kaum geschehen, beginnt ihre Zwillingsschwester, die schon vorher bei ihnen wohnte, ihre Rolle zu übernehmen. Welches Verbrechen auch dahinter stecken mag: Nebenan wartet das nächste darauf zu geschehen.

In die Wirtschaftswunder-Vorortidylle, die sich selbst als Schmelztiegel der Vielfalt verkauft, sind die Mayers gezogen -die erste schwarze Familie. Die Nachbarschaft macht mobil, der Rassenhass brodelt. Dieser Teil der Geschichte ist wahr, spielte sich in den 1950ern in Levittown, Pennsylvania, ab. Wären nicht Radio-und Fernsehschnipsel davon im anderen Haus präsent, würde George Clooneys jüngste Regiearbeit aus zwei vage zusammenhängenden Hälften bestehen.

Eigentlich eine Rolle für George Clooney

Erstere erinnert dabei nicht nur an "Fargo", sondern es handelt sich auch um ein nie fertig gestelltes Skript der Coen-Brüder, inklusive irritierenden Gewaltausbrüchen und humoristisch bloßgestellten Männern. Samt einer Nebenfigur, die maßgeschneidert für Clooney selbst wäre -und noch immer ist, da Oscar Isaac ("Inside Llewyn Davis") in seinem Habitus und durch den unverkennbaren Bleistiftschnurrbart nie über diesen Schatten springen darf. Trotzdem ist er ein seltener Lichtpunkt in diesem schwachen, blutleeren Werk.

Suburbicon USA 2017. Regie: George Clooney. Mit Matt Damon, Julianne Moore, Noah Jupe. Constantin. 105 Min.

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