S15_Indiana_Jones - © Foto: Disney

Historische Altlasten – „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“

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Der Autor Thomas Taborsky über einen digital verjüngten Harrison Ford in der Disney-Produktion „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“.

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Der Autor Thomas Taborsky über einen digital verjüngten Harrison Ford in der Disney-Produktion „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“.

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I m Kino würdevoll zu altern, ist die vielleicht schwierigste Aufgabe von allen – und es wäre falsch zu behaupten, dass es durch den massiven Einsatz von Technologie leichter geworden wäre. Viel fehlt nicht, und das fünfte Abenteuer des beliebtesten Archäologie-Professors der Filmgeschichte könnte sich „Indiana Jones und der Zahn der Zeit“ nennen. Es beginnt gleich damit, dass sich ein digital verjüngter Ford wieder einmal aus einem Nazi-Schlamassel befreien muss und sein CGI-Double überagil auf einem Zug herumläuft. 25 Jahre später, im Sommer 1969, ist Dr. Jones selbst zur historischen Altlast geworden: Drinnen dröhnen ihn seine Hippie-Nachbarn mit den Beatles zu, draußen bereitet man die Konfetti-Parade für die Mond-Astronauten vor. In einer Zeit, in der Geschichte gemacht wird, scheint das Altertum die Welt nur noch zu langweilen – bis auf Patentochter Helena, die großes Interesse an dem hat, was Indy und ihr Vater einst erbeuteten: eine Hälfte der Antikythera, der sagenhaft mächtigen Apparatur des Archimedes.

Von Schicksalsschlägen müde

Dicht auf Helenas Fersen ist allerdings jener „Dr. Schmidt“, der damals den Kürzeren zog, aber seine Ambitionen auf den Endsieg keineswegs aufgegeben hat. Zum Glück wählt „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ – so der eigentliche Titel – im Verlauf einen erstaunlich guten Weg, um erzählerisch mit dem alternden Helden umzugehen. Es präsentiert ihn als von (Schicksals-)Schlägen ermüdeten Mann, der in der gefühlt 62. Felswand seines Lebens aufzählt, was ihn hier nicht mehr loslässt. Nicht die ausufernden Greenscreen-Orgien sind die Stärke dieses Films, sondern diese Figur, der Wert, den menschliche Beziehungen für sie haben. Umso rührender ist es, wenn Teile dieser Familie dann für ein paar Momente wieder zusammengeführt werden. Helena ist in diesem Zusammenhang das jüngere, unbedarftere Spiegelbild – vielleicht mit dem Hintergedanken, die Geschichte mit Phoebe Waller-Bridge in der Hauptrolle weiterzuspinnen, möglicherweise als Streamingserie. Legendäre Artefakte gäbe es ja genug, und wohl auch über die Welt verstreute Charaktere, die sich zu einer weiteren leicht dysfunktionalen Schatzjäger-Familie zusammenspannen lassen.

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