Einen Hinweis auf seine Herkunft konnte der Isländer Elfar Adalsteins in seinem Regiedebüt dann doch unterbringen: Er gewann seinen berühmten Landsmann Ólafur Darri Ólafsson für einen Kurzauftritt. Eigentlich führt das einfühlsame Roadmovie „Dem Leben auf der Spur“ aber von den USA nach Irland, wohin ein Vater und sein entfremdeter Sohn aufbrechen, um den letzten Wunsch der Mutter zu erfüllen. Bravourös nutzt Adalsteins die Regeln des Genres, um zu offenbaren, was hinter der Distanz der beiden so unterschiedlichen Männer steckt, hält dabei aber die Balance zwischen ernsten,
„Jeder Augenblick im Leben ist ein Schritt zum Tode hin“ – ein Satz, der gut zum Leben von Giwar Hajabi, besser bekannt als Xatar, passt. Dem deutschen Gangsta-Rapper hat Fatih Akin („Gegen die Wand“) mit „Rheingold“ ein Denkmal gesetzt, das mit Licht und Schatten kommt – womit nicht allein die Hauptfigur gemeint ist. Die formt sich langsam nach den auftauchenden Problemen: Sein Vater verlässt die Familie? Also entscheidet er, für Mutter und Schwester Geld zu verdienen. Eine Bande Jugendlicher verprügelt ihn, statt für die Drogen zu zahlen? Dann trainiert er so lange, bis
Wie macht sich eine filmische Fortsetzung 36 Jahre nach ihrem Original und mit dem damaligen Teenie-Schwarm Tom Cruise, der nun auch schon 60 Jahre auf dem Buckel hat?
Im letzten Jahr der Intendanz von Christine Dollhofer präsentiert sich „Crossing Europe“ als „volljährig“. Auch das Linzer Filmfestival zeigt sich Pandemie-beeinfusst – inhaltlich wie organisatorisch.
Der Dokumentarfilm porträtiert die vier großen Georgierinnen Nona Gaprindaschwili, Maia Tschiburdanidse, Alexandria und Nana Iosseliani, die die Schachwelt domnier(t)en.
Anime-Achterbahn: "Demon Slayer – The Movie: Mugen Train“ ist der Ableger einer Fernsehserie, die wiederum auf einer äußerst erfolgreichen Manga-Reihe basiert.
Am 19. Mai sollen – wenn es denn wahr ist – österreichweit auch die Kinos wieder aufsperren dürfen. Nach mehr als einem halben Jahr Projektionspause kein leichtes Unterfangen.
„Der Bär in mir“: Roman Droux porträtiert den Verhaltensforscher David Bittner und grübelt über den großen Zusammenhang zwischen Mensch und Natur nach.
Zu den Kollateralschäden von Covid-19 gehört, dass der Kampf gegen andere Krankheiten hintangestellt wurde. Medial kommen sie derzeit nur vor, wenn etwa ein altes Malaria-Medikament fälschlicherweise als Wundermittel gegen Corona gepriesen wird. Mit Donald Trump vereint die Österreicherin Katharina Weingartner („Sneaker Stories“) denkbar wenig, und wenn in ihrem Dokumentarfilm „Das Fieber“ die Gates Foundation, Big Pharma und die Weltgesundheitsorganisation kritisiert werden, dann sind die Gründe anders gelagert. Erst im Oktober 2019 bekräftigte die WHO ihren Standpunkt, dass
Der größte Aktivposten der Komödie „Auf der Couch in Tunis“ stellt sie zugleich vor ihre größte Herausforderung: die ständig sprudelnden Ideen unter einen Hut zu bekommen. Als Mittelpunkt des Stroms wählt sich Filmdebütantin Manele Labidi Labbé die Psychotherapeutin Selma, die aus Frankreich zurück in ihre alte Heimat zieht. Dort wird sie mit Stirnrunzeln empfangen: Warum ist sie zurückgekehrt, wenn alle fort wollen? Wer soll sich von ihr analysieren lassen? Letzteres beantwortet sich von selbst, als die halbe Nachbarschaft vor ihrer frisch eröffneten Praxis Schlange steht. In
Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant nehmen die Fäden ihrer gemeinsamen Geschichte wieder auf. Eine Kritk von Thomas Taborsky zur Fortsetzung von "Ein Mann und eine Frau".
Die russische Dokumentarfilmerin Alla Kovgan dem crossmedialen Impulsgeber und Choreografen Merce Cunningham und seiner Company ein cineastisches Denkmal.
Johannes Holzhausens Dokumentarfilm „The Royal Train“ bringt die rumänische Version einer königlichen Inszenierung ins Kino – schöner Schein, der aber alte Sehnsüchte bedient.
„Born in Evin“ erzählt die Geschichte von Regisseurin und Schauspielerin Maryam Zaree, die sich auf die Suche nach den Umständen ihrer Geburt in einem der berüchtigsten politischen Gefängnisse der Welt macht.
Tief in seiner DNA, in ausgewählten Szenen ist das dokumentarische Essay „Dieser Film ist ein Geschenk“ von Anja Salomonowitz („Kurz davor ist es passiert“, „Spanien“) auch ein sorgfältig beobachtendes Porträt eines Künstlers bei der Arbeit. Der 1930 geborene Schweizer Daniel Spoerri sitzt dann in seinem Wiener Atelier und komponiert gebrauchte Teile zu Assemblagen, die daraufhin vom Assistenten fotografiert und für ihr neues Leben als Kunstwerk fixiert werden. Salomonowitz geht es in ihrer Arbeit jedoch mehr um den materiellen Kreislauf dahinter, um Tod und Wiedergeburt, und
Es ist ein beliebtes Klischee, dass sich Männer wichtige Beziehungsdaten nicht merken. Anders ist das ausnahmsweise bei der Hauptfigur aus der französischen Komödie „Die schönste Zeit unseres Lebens“. Für den Comiczeichner Victor (Daniel Auteuil) war der alles überragende Tag der 16. Mai 1974 in Lyon. Da lernte er seine große Liebe kennen. Die Frau von damals, erklärt er, sei aber vor Jahren gestorben. Gattin Marianne (Fanny Ardant) beäugt ihrerseits mit zunehmender Abscheu den grantigen, rauschebärtigen Greis neben ihr, der sich sowohl der Gegenwart verschließt wie auch jedem
Man könnte es eine Umkehr der Ausbeutung nennen, zumindest bietet das Kriminaldrama „Hustlers“ diese Perspektive an: Um das Jahr 2010 baute eine Gruppe exotischer Tänzerinnen in New York ein ausgeklügeltes System auf, mit dem sie Kunden anlockten und ausnahmen. Das ganze Land sei ein Stripclub. Dari n seien Leute, die das Geld werfen, und andere, die dafür tanzen, skizziert Rädelsführerin Ramona im Film die Welt. Für sich reklamiert sie die Rolle der Robin Hood, die von den Kretins der Wall Street nimmt. Der Anspruch, ein weibliches Gegenstück zu den Epen eines Martin Scorsese zu
Auf den ersten Blick scheinen sie nichts gemeinsam zu haben, die Bilder der jungen Frau, die sorglos und nackt an der Küste bei Cannes badet, und das Zitat von Blaise Pascal: „Das Wichtigste im Leben ist die Wahl des Berufes. Der Zufall entscheidet darüber.“ In Rebecca Zlotowskis Tragikomödie „Ein leichtes Mädchen“ stecken sie die Pole für den Sommer der 16-jährigen Naïma ab. Ihre Cousine Sofia ist aus Paris zu Besuch, ein paar Jahre älter und auf Abenteuer aus. Naïma begleitet sie auf die Jacht eines reichen Brasilianers. Wohl fühlt sie sich in der neuen, hedonistischen
Die Geschichte der Samenbank, die Interessentinnen einst kostenlos das Sperma von Genies anbot, lässt auch in „Human Nature: Die CRISPR Revolution“ noch schmunzeln. Hinter ihrem komplexen, aber vor allem visuell bestens aufbereiteten Inhalt verbreitet der Dokumentarfilm eine einfache Botschaft: Praktisch über Nacht ist es sehr einfach geworden, Veränderungen am menschlichen Erbgut vorzunehmen. Was können wir damit machen und wo wollen wir die Grenze ziehen? Nicht umsonst beginnt die Rundschau mit einem Jungen, den eine einzige vertauschte Stelle in seiner DNA krank macht.
Rückblickend wirkt der Mitschnitt einer wüsten Schimpftirade, die sich Christian Bale vor Jahren leistete, beinah wie ein Empfehlungsschreiben für seine Rolle in „Le Mans 66“. Er glänzt darin als britischer Rennfahrer Ken Miles, der wie kein anderer in Wagen hineinhorchen kann, sich mit seinem Gemüt aber immer wieder selbst im Weg steht. Auch als Carroll Shelby anklopft, der Konstrukteur, der für den kriselnden FordKonzern mit den damals unantastbaren Ferraris konkurrenzieren soll. Shelby, in Wirklichkeit selbst ein schillernder Charakter, wirkt hier ebenso eindimensional wie viele
Problembewusstsein zu schaffen, ist einer der existenziellen Inhalte des Dokumentarfilms. Klugen Leuten zuzuhören, die beschreiben, was schief läuft. Auswüchse kollabierender Systeme festzuhalten. Und schließlich jene zu zeigen, die Lösungen gefunden haben, wobei letzterer Teil oft verschwindend wenig Platz erhält. Für ein Publikum, das solcherart auf Probleme konditioniert, ja fasziniert von ihnen ist, fühlt sich „But Beautiful“ an, als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Setzte sich der Österreicher Erwin Wagenhofer in „We Feed the World“ mit der
Am Ende von Thomas Heises „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ liegt es da, das „aufgedröselte deutsche Knäuel“, wie es in diesem mächtigen dokumentarischen Opus einmal genannt wird. In dreieinhalb Stunden, keine Minute davon verschenkt, und fünf Kapiteln entwickelt der Filmemacher seine Familiengeschichte zwischen den Jahren 1912 und 2014, zwischen Kaiserreich und wiedervereintem Deutschland. Nie soll das im Sinne einer Vollständigkeit geschehen. Es sind vielmehr Fragmente von Freude und Liebe, Sorgen und Angst im Wechsel der historischen Verhältnisse. Oder vom Wandel der Worte, die
Mit dem klassischen Kriegsfilm „Schlacht um Midway“ hat Roland Emmerichs moderne Fassung nicht viel mehr als eine Dialogzeile gemein. Am spannendsten ist, dass sich im Vergleich nicht nur die 40 Jahre Kino zeigen, die zwischen den beiden Filmen liegen. So ist der neue „Midway“ chinesisch kofinanziert, somit grätscht diese politische Komponente hinein. Heute ist auch keine Zeit der Aussöhnung – die Handlung des ersten Films drehte sich u. a. um die amerikanischen Internierungslager. Stattdessen konzentriert sich Emmerich aufs individuelle Heldentum der Seeleute und Piloten, um
Beim Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris im April des heurigen Jahres konzentrierte sich fast alles auf die Erschütterung über den drohenden Verlust eines Symbols und Kulturguts. International eher am Rande fand der Einsatz der 500 Feuerwehrleute, der „sapeurs-pompiers de Paris“, Erwähnung. Es ist Zufall, aber nicht zufällig, dass der französische Regisseur Frédéric Tellier sein dem Realismus verhaftetes Drama „Durch das Feuer“ in ihren Reihen spielen lässt. Im Original benennt er es sogar nach deren Motto: „Sauver ou périr“ – Retten oder Umkommen. Die Namen
Was mag einen fixen Platz im DDR-Kinderzimmer des Jahres 1989 gehabt haben: ein Poster der Sängerin Inka? Eins vom DEFA-Film „Moritz in der Litfaßsäule“? Dem Animationsfilm „Fritzi – eine Wendewundergeschichte“ liegt daran, die Vergangenheit lebendiger zu illustrieren, indem er Kindern von heute Details wie diese präsentiert. Als Vorbote des 30. Jahrestags des Mauerfalls erzählt der Film von einem Leipziger Mädchen, das noch nicht den Unrechtsstaat erfasst, in dem es lebt. Dann aber kommt die beste Freundin Sophie nicht aus dem „Urlaub“ in Ungarn zurück, durchsuchen
Kein Dalai Lama, kein Noam Chomsky, keiner der allgegenwärtigen Zitatspender wird im zivilisationskritischen Dokumentarfilm „Down to Earth“ vor die Kamera gebeten. Um alte, hellsichtige Weisheit zu hören, suchten Renata Heinen und Rolf Winters rund um den Erdball indigene Völker und ihre Medizinleute auf. Die Worte des ersten begleiten durch den ganzen Film: In einem Fauteuil sitzt der 80-jährige Nowaten („Der zuhört“) vom Stamm der Potawatomi und diagnostiziert die Welt, hofft und spürt, dass die Jugend einen Wandel vollziehen will – es hilft, dass die
Es ist ein abgegriffener Klassiker des Kinos: Greise Charaktere können jungen Figuren nicht einfach so Weisheit mit auf den Weg geben. Um der Lektion Nachdruck zu verleihen, müssen sie meist auch das Zeitliche segnen. Dieses allzu bequeme Erzählmittel droht in der italienischen Komödie „Alles was du willst“ dem Alzheimer-kranken Poeten Giorgio, als er einen neuen Gesellschafter bekommt. Alessandro, der in den Tag hinein lebt und dabei immer größeren Ärger bekommt, nimmt den Job nur unter Zwang an. Jedoch wird daraus eine Faszination: mit den Versen, die im Arbeitszimmer in die Wand
Die Legende lautet folgendermaßen: Für seine Freiheit versprach ein Wassermann einen Fuß aus Gold, ein Herz aus Silber oder einen Hut aus Eisen. Das Gold würde für einen Atemzug reichen, das Silber ein Menschenleben lang und das Eisen für die Ewigkeit. Die Wahl der Leute, die ihn gefangen hatten, soll der Steiermark den Erzberg beschert haben. Auch Clifford, der Protagonist von „Bewegungen eines nahen Bergs“, rezitiert für den Dokumentarfilm von Sebastian Brameshubers („Muezzin“) diese Sage. Unweit von deren Schauplatz hat er sich in einer Lagerhalle niedergelassen. Er verwertet