Der geheime Garten

"Der geheime Garten": Zaghafte Modernisierung

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Thomas Taborsky über die aktuelle Literaturverfilmung.

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Thomas Taborsky über die aktuelle Literaturverfilmung.

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Auch Themen sind nicht vor Alterungsprozessen geschützt. Weit rasanter verlaufen diese jedoch bei ihren filmischen Verpackungen. Nicht einmal „Der kleine Lord“ ist davor gefeit. Der Heiligabend-Klassiker mit Alec Guinness basiert auf dem anderen Werk, für das die Autorin Frances Hodgson Burnett bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Im angloamerikanischen Sprachraum wird dessen Bedeutung nur noch von „Der geheime Garten“ übertroffen, einem Roman, der mit seiner Botschaft über Verlust, Trauma und darüber, wie wichtig es ist, sich ihnen zu stellen, durchaus zur unmittelbaren Gegenwart spricht. Dazu braucht es nicht einmal, dass die zehnjährige Mary ihre Eltern durch eine Choleraepidemie verliert. Als Waise wird die verwöhnte Göre nach England, auf das düstere, von Mooren umgebene Anwesen ihres Onkels gebracht. Der verbitterte, bucklige Mann hält sich zu ihr auf Distanz; aus dem Gebäudeteil, den Mary nicht betreten darf, hört sie gespenstisches Jammern.

Der erste Freund, den sie finden kann, ist ein Hund, der sie in einen herrlichen Garten führt. Diesen hinter einer überwucherten Mauer versteckten, magischen Ort würde sie gerne mit anderen teilen, vor allem mit ihrem Cousin, der krank und zurückgezogen in seinem Zimmer lebt. Etliche Adaptionen hat der Stoff über die Jahre erlebt, so viele, dass die vorliegende für Colin Firth bereits die zweite ist. Im Gegensatz zu anderen, etwa einer australischen Steampunk-Variante, wagt dieser „Geheime Garten“ eher zaghafte Modernisierungsschritte. Seine Welt baut er mit von Stimmungen gebeutelter Kamera, mit anfänglich schauriger Beklemmung und einer fahlen, sich ins Opulente wandelnden Farbpalette. Einen Platz im Nachmittags-Fernsehprogramm sollte er sich damit sichern können – bis ihn dort die nächste, jüngere Fassung verdrängt.

Der Autor ist Filmkritiker.

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